Donnerstag, 29. Mai 2025

CINNA NAUKA auf Tour - Die erste Nacht an Bord

Nachdem in den Osterferien Vieles geklappt, aber am Schluss das Wasser gefehlt hatte, bin ich nun pünktlich zu Auffahrt (das Schweizer Wort für Christi Himmelfahrt) wieder in Harlesiel angekommen. Am Mittwoch Abend bin ich per Flug und Mietwagen nach Harlesiel gereist, wo der Hafenmeister und einige Helfer das Schiff am Nachmittag schon ins Wasser gesetzt und durch den Schlick ins Freie gezogen hatten. Dazu mussten sich 4 Leute auf den Bug von CINNA NAUKA stellen, damit sie sich etwas nach vorne neigt und weniger Widerstand im Schlick bot. 

Ich kam nach einigem Wirrwarr - Suche nach einem nach 22 Uhr noch offenen Supermarkt, Ausfahrt verpasst und Ehrenrunde durch den Jade-Weser-Port gedreht - gegen halb 12 nachts in Harlesiel an und fand Cinna Nauka am Steg neben dem Mastenkran. Kurzer Snack, Bugkoje hergerichtet und ab ins Bett. 

Am Himmelfahrtsmorgen habe ich bei gruseliger Schlagermusik vom gegenüberliegenden Ufer die Bilgenpumpe repariert und die extra mitgebrachten Nylon-Patches benutzt, um die Löcher in der Persenning fürs Grosssegel zuzukleben. Gegen 11:30 war es soweit: Hafenmeister Jens und ein anderer Bootseigner aus dem Hafen trabten an zum Maststellen. Zuerst waren aber noch einige vorbereitende Arbeiten an beiden Enden des Mastes nötig: Oben musste eine Lösung fürs Anbringen der UKW-Funkantenne her, unten musste die Halterung für den Mast neu eingepasst und verschraubt werden. Dazu wurde der Mast erstmal neben das Schiff auf den Steg gelegt.

Danach konnte der Mast mithilfe des Krans hochgezogen und mithilfe von Vor-, Baby- und Achterstag sowie von Ober- und Unterwanten befestigt werden. Leider hat sich dabei doch noch etwas vertüddelt - natürlich an der Mastspitze. Das hiess: Ich musste in den Bootsmannsstuhl - eine Art bequemes Klettergestell - und wurde einmal in die Mastspitze gehievt, um alles zu ordnen. Leider gibt es von alledem keine Fotos, weil wir alle Hände voll zu tun hatten und es ausserdem die ganze Zeit genieselt hat. 

Immerhin: Der Mast steht jetzt. Der Hafenmeister hat mir einen neuen Liegeplatz zugewiesen, und da bin ich dann reichlich nervös als "Jungfernfahrt" hingetuckert. Jetzt steht CINNA NAUKA in der Box, wo sie wohl bis Anfang Juli bleiben wird, wenn ich nicht am Samstag noch ein wenig durchs Hafenbecken tuckere, um ihre Fahreigenschaften zu testen und mein Vertrauen in sie zu stärken.


Morgen geht es daran, die Segel anzuschlagen, und nebenher gibt es noch eine erstaunlich lange To-Do-Liste, die in den kommenden zwei Tagen abgearbeitet werden möchte. Zum Glück ist das Wetter so, dass man morgen oder am Samstag sowieso nicht rausfahren will. Ich werde berichten, was weiter passiert.



Freitag, 2. Mai 2025

CINNA NAUKA auf Tour - Der Anfang

 Wir stellen vor: CINNA NAUKA, unsere Westerly Centaur 26

Im August 2024 habe ich - Frank - mich in einem Anflug von Unzurechnungsfähigkeit kurz dazu entschlossen, ein einigermassen günstiges und recht kleines Segelschiff zu kaufen. Es ist eine Westerly Centaur 26 aus den 1970er Jahren - eine englische Produktion aus der Zeit, als die GFK-Schiffe noch etwas Neues waren und daher mit sehr starkem Rumpf gebaut wurden. Hier ein paar Daten:

Westerly Centaur 26
Segelnummer CR 340
Baujahr 1972
Länge 8 m
Breite 2,65 m
Tiefgang ca. 1 m
Masthöhe ca. 12,50 m über Wasser inklusive UKW-Funkantenne
Besegelung aktuell: Gross mit 2 Reffreihen, Genua, Fock
Maschine: Beta Marine BD722 mit 20 PS

Aber es war von Anfang an klar, dass da Einiges an Arbeit hineingesteckt werden muss. Ein paar Kleinigkeiten habe ich mit Benjamin bei einem Kurzbesuch im November 2024 erledigt. Die wirklich wichtigen Dinge standen für die Osterferien 2025 an. Hier ein kurzer Zusammenschnitt der Arbeiten am Rumpf: Zuerst musste das alte rote Antifouling entfernt werden. Mit speziellen Abkratz-Geräten ging das einigermassen, war aber insgesamt die anstrengendste und nervigste Arbeit, zumal der rote Staub sich überall hin gesetzt hat. Deshalb: Schutzbrille, Atemmaske tragen... Dann das ganze Schiff anschleifen mit der Schleifmaschine anschleifen und neu streichen: Am Unterwasserschiff gibt es zwei Schichten 2-Komponenten-Epoxid-Grundierung (weiss) und danach zwei Schichten Copper Cruise-Antifouling (blau). Das Zeug ist ziemlich giftig - deshalb sieht man da auch bessere Atemmasken und die schicken blauen Maleranzüge. Überwasser gab es zunächst eine neue Schicht weiss, danach die beiden dunkelblauen Streifen. Leider haben wir am Anfang das falsche Abklebeband verwendet. Es liess sich kaum mehr vom Schiff lösen. Erst der Wechsel aufs andere - teurere - Band brachte für die späteren Arbeitsgänge Erleichterung. Die folgenden Bilder geben einen kleinen Eindruck von der Entwicklung des Projekts.







Am 26. April 2025 erhielt das Schiff seinen neuen Namen CINNA NAUKA (sprich nach Belieben "tsinna nauka" oder "tschinna nauka")

CINNA NAUKA kommt aus dem Telugu (చిన్న నౌక) und bedeutet "kleines Schiff". Uns scheint das ein zum Schiff passender und auch sonst angemessener Name: Schliesslich habe ich ja in Leipzig und später in Indien mal ein wenig Telugu gelernt.

Am Montag, 28.April sollte das Schiff ins Wasser. Nervosität und Vorfreude waren gross. CINNA NAUKA wurde mit dem Traktor zum Kranplatz gebracht...

... an den Kran gehängt ...

... und zu Wasser gelassen ...

... wo sie zur allgemeinen Überraschung statt zu schwimmen einfach stehen blieb. 

Es stellte sich heraus, dass man wenige Stunden zuvor für Bagger- und Spülarbeiten im Vorhafen durch die Schleuse knapp einen halben Meter Wasser aus dem inneren Hafen abgelassen hatte. Die fehlten jetzt, und so stand CINNA NAUKA auf ihren beiden Kielen fest im Schlick. Wir versuchten zwar, die Hoffnung am Leben zu halten, dass wir spätestens am Mittwoch rausfahren können, aber der Wasserspiegel wollte nicht steigen. An die geplante Abfahrt nach Hooksiel war nicht mehr zu denken. So fiel die schwere Entscheidung, CINNA NAUKA am Mittwoch wieder auszukranen. 

Jetzt steht sie im Trockenen und soll hoffentlich zu Himmelfahrt wieder ins Wasser, wo wir dann den Mast stellen, die Segel anschlagen, weitere Arbeiten durchführen und v.a. ein paar Probeschläge fahren können.

Was haben wir noch gemacht? Den Antirutschbelag an Deck in neuem Blau gestrichen, Kork auf die Cockpitbänke geklebt, einen kleinen Backskistendeckel im Cockpit eingebaut, das Ankergeschirr geprüft und 50cm rostige Ankerkette abgesägt, alle Fallen im Mast gewechselt, einen Radarreflektor angebracht, das Grosssegel und seine Reffmöglichkeiten studiert, einen grossen Motorservice durchführen lassen (vielen Dank, Jens!), viel im Schiff angestauten Müll beseitigt, ein wenig geputzt, mit den Innenrenovationsarbeiten begonnen (aber da ist noch viel zu tun). 

Bei der Gelegenheit auch noch einmal vielen Dank an die fleissigen Helfer vor Ort und die moralischen Unterstützer überall!

Bleibt dran, wir werden an dieser Stelle in Zukunft ausführlich von den Abenteuern mit CINNA NAUKA berichten.