Donnerstag, 13. Juli 2023

Ostseesegeln 2023 - letzter Tag, nach Uusikaupunki

Weil Rauma uns etwas heikel erschien, beschlossen wir gestern Abend noch, stattdessen wieder südlich nach Uusikaupunki zu segeln. Heikel, weil nicht recht klar war, ob die Zufahrt nach Rauma für die moeck moeck mit ihren 2m Tiefgang tief genug ist. 

Die Entscheidung war goldrichtig. Es gab einen Amwind-Kurs, auf dem wir mit etwas navigatorischem Geschick wunderbar in die Schären vor Uusikaupunki kreuzen konnten. Dazu - wie es sich für diesen Kurs gehört - ordentlich Krängung = Schräglage des Schiffes.

Ich durfte mich ums Steuern und Navigieren kümmern. Das hat echt Spass gemacht. Danke für die Gelegenheit und das Vertrauen! Und natürlich für die tolle Woche in Finnland.
Jetzt sind wir hier in Uusikaupunki... 

...wo ich morgen abmustern werde, um in die Schweiz zurückzukehren. Die moeck moeck fährt weiter nach Süden, Ziel Aalandinseln und dann Stockholm. Ihre Abenteuer werden im bekannten Blog moeckmoecksegeln.blogspot.com weiter erzählt werden.


Mittwoch, 12. Juli 2023

Ostseesegeln 2023 - Isokari nach Kylmäpihlaja

Heute gibt es nicht allzu viel zu berichten. Am Morgen liessen wir Isokari im Süden hinter uns liegen.

Der Wind kam sehr schwach - selten über 4kn - meistens genau von hinten. Die vom Wetterbericht versprochene Drehung auf West blieb aus. Nur kurz hatten wir Gelegenheit zum Segeln. Der lange Schlag von 35.5 Seemeilen erfolgte also mehrheitlich (30sm) unter Maschine. So kann es kommen. Himmel und Meer wetteiferten im Blausein, das Wetter was super, nur viele Fliegen/Mücken nervten eim wenig. Jetzt liegen wir auf der nächsten wunderschönen Insel ganz aussen in den Schären vor Rauma, wo wir dann morgen hinwollen.



Dienstag, 11. Juli 2023

Ostseesegeln 2023 - Vuosnainen bis Isokari

Heute morgen sind wir bei kaum Wind von Vuosnainen aus gestartet um weiter nach Norden zu segeln. Der Weg führt nördlich durch den Skyftet Graben, der den Archipel der Aaland Inseln von den Schären vor Turku und dem finnischen Festland trennt. So bekomme ich die Aalands wenigstens einmal von Nahem zu Gesicht...

Leider ist der Wind zunächst sehr schwach und kommt genau von hinten, so dass an Segeln nicht zu denken ist. Erst am Ende des Skyftet biegen wir leicht nach Westen ab. Zur gleichen Zeit macht auch der Wind seine versprochene Drehung auf West, so dass wir nun am Wind segeln können. Vorbei an malerischen Schären segeln wir also weiter, machen einmal einen kurzen Holeschlag, um eine Flachstelle sicher passieren zu können, und kommen dann auf der kleinen Schäre Isokari/Enkskär an. Hier ist eine alte Lotsenstation, und hier steht auch der mit knapp 50m höchste Leuchtturm des Bottnischen Meerbusens.

Ausserdem gibt es einen kleinen Kiosk, wo ich mir das erste Eis dieser Reise gönne. Und ein kleiner Pfad führt quer über die Insel, vorbei an schönen Pflanzen, die gerade in voller Blüte stehen.


Die moeck moeck liegt derweil friedlich im Hafen. 

Wir inzwischen auch. Morgen fahren wir weiter in Richtung Rauma.


Montag, 10. Juli 2023

Ostseesegeln 2023 - Von Korppoo nach Vuosnainen

Gestern Abend wehte nach dem Anlegen in Korppoo noch ein recht kräftiger Westwind, der die Wellen unter unser Achterschiff schlagen liess. Das Wetter liess eine beeindruckende Kulisse entstehen.

Daher fürchtete ich ein wenig um meinen Nachtschlaf. Aber kurz vor mir legte sich der Wind, so dass es wunderbar ruhig wurde. Dementsprechend sah es in die gleiche Richtung am anderen Morgen auch aus: friedlich wie ein Ententeich.

Der heutige Segeltag führte uns nach Norden. Angesagt war leichter Westwind, auf Südwest drehend. Daraus wurde dann nichts. Der Wind blieb leicht, kam aber deutlich aus Nordwest bis West und drehte nicht. Ein schönes Stück weit konnten wir am Wind wunderbar segeln, aber auf den Streckenabschnitten genau gegen den Wind oder mit raumem Wind lief nicht viel: Motoren war angesagt. Macht nichts. Das Wetter war den ganzen Tag herrlich. Es waren nur sehr wenige Boote und Schiffe unterwegs - offenbar wird der Verkehr immer weniger, je weiter man nach Norden kommt. Inzwischen liegen wir im Hafen von Vuosnainen, wo eine wichtige Autofährverbindung zu den Aaland-Inseln startet. Der Hafen ist klein, aber durch den Fähranleger ist ein bisschen was los. Immerhin gibt es zwei Restaurants. Von dort organisierte Andrea zum Kaffee Cheesecake mit Himbeeren. Dann machten wir uns auf den Weg, um einen kleinen Natur- und Kunstpfad über Felsen, durch den Wald und am Wasser entlang zu erkunden.


Zum Abendessen gab es lecker Labskaus mit Spiegelei aus der Kombüse der moeck moeck. Morgen fahren wir einen kürzeren Schlag von 18 Seemeilen weiter nach Norden. Ziel ist die kleine Insel Isokari/Enskär.

Sonntag, 9. Juli 2023

Ostseesegeln 2023 - Von Turku nach Korppoo

Am Samstag bin ich in Turku angekommen. Dort findet gerade ein grosses Musikfestival statt, zu dem täglich an die 30'000 teils lustig, teils nur sehr leicht bekleidete Menschen pilgern. Wir liegen im Hafen aber ruhig. Die Crew der moeck moeck nimmt mich herzlich auf, und so fällt das Einleben an Bord nicht schwer. Zum ersten Znacht gibt es leckere Teigwaren mit einer Lachsforellen-Rahm-Sauce. So kann es weitergehen. Wir liegen schon etwas ausserhalb des eigentlichen Turku zwischen den innersten Schären. Die grossen Fähren von Silja und Viking fahren zweimal täglich direkt am Hafen vorbei. 

Am Sonntagmorgen legten wir kurz vor neun - nach der Passage der Viking-Fähre, neben der wir im Fahrwasser keine Platz mehr hätten - ab. Bei herrlichem Wetter und passendem Wind (3 Bft, Böen bis knapp 5) fuhren wir durch die teils doch recht engen Schärenfahrwasser, bis wir im Hauptfahrwasser der Zufahrt nach Turku wieder etwas mehr Platz zum Segeln hatten.

Gegen Mittag passierte uns das nächste Dickschiff, freundlicherweise gerade, als ich am Steuer war. Schnell das Telefon weitergereicht und fotogen posiert...

Am Nachmittag gegen 15 Uhr sind wir nach 24 Seemeilen (davon 23 unter Segel) im schönen Hafen Korppoo Verkan angekommen, wo wir einen schönen Bojen-Liegeplatz ergattern konnten. Zu der Zeit waren noch ein paar davon frei, aber inzwischen (18:20) ist es hier doch sehr voll geworden. 
Für morgen planen wir, ein Stück nach Norden zu fahren, knappe 30 Seemeilen weiter durch die wunderbare Schärenlandschaft.

Samstag, 8. Juli 2023

Ostseesegeln 2023 - Auf nach Finnland

Nach unserer gossen Reise 2022 war es erst einmal ruhig mit dem Segeln. Immerhin waren wir dieses Jahr schon einmal auf dem Bodensee und einmal auf dem Vierwaldstättersee unterwegs. Und noch eine grosse Reise liegt natürlich auch nicht so einfach drin. Aber wozu hat man denn liebe Segelfreunde?

Andrea und Wolfgang von der moeck moeck haben mich schon im Frühjahr einmal eingeladen, doch eine Woche mit ihnen zu segeln. Das kann ich mir nicht entgehen lassen. Die moeck moeck ist mit ihrer Stammcrew noch mindestens dieses, wohl auch nächstes Jahr in der Ostsee unterwegs. Heuer sind sie von Blankaholm aus via Gotland und das Baltikum nach Finnland gefahren. Alles nachzulesen in aller Ausführlichkeit auf ihrem Blog: moeckmoecksegeln.blogspot.com.

Und ich bin nun also auf dem Weg dorthin. Gestern Abend bin ich mit Finnair pünktlich von Zürich in Helsinki gelandet und habe gegen Mitternacht bei Dämmerlicht das Hotel gefunden. Richtig dunkel wird es hier ja derzeit nicht. Heute morgen habe ich zu Fuss ein wenig Helsinki und natürlich besonders den Hafen erkundet. Die orthodoxe Kirche hier beeindruckt mich immer wieder.


Jetzt bin ich im Zug mit guter Internetverbindung unterwegs von Helsinki nach Turku, wo ich meine Gastgeber treffen werde. Übrigens: Die Aufzählung sämtlicher Zwischenhalte des Schnellzuges von Helsinki nach Oulu klang für meine Ohren wie eine wunderbar melodiöse Ode aus mythischen Zeiten... 

Morgen soll es losgehen. Ich freue mich auf den Törn und die Gesellschaft und bin gespannt, wohin wir fahren. Natürlich werde ich berichten...

Dienstag, 2. August 2022

Ostseesegeln 2022 - Einmal Südsee und zurück

Durch die Dänische Südsee

In Svendborg schloss sich uns für einige Tage Lu an. Mit ihr starteten wir zunächst gegen den Wind unter Motor westwärts aus dem Svendborgsund, bevor wir unter Segeln etwas abbiegen konnten. An grösseren und kleineren Südsee-Inseln vorbei ging es auf Lyö zu. Bereits kurz vor zwei kamen uns Segler aus der Hafeneinfahrt entgegen und signalisierten unmissverständlich, dass der Hafen bereits überfüllt ist. Nach einigem Hin- und Her segelten wir ein Stück zurück und wendeten uns dann nach Norden ins schöne Faaborg, wo wir im Stadthafen einen der letzten Plätze ergatterten. Neben uns lag eine nette deutsche Familie mit ihrer 25jährigen Tochter, die derzeit in Winterthur ein Praktikum absolviert und sich über den Schweizerdeutsch-Unterricht unserer Jungs freute.

In Faaborg legten wir – ausnahmsweise durch Flaute bedingt – einen faulen hochsommerlichen Hafentag mit Ostseebaden ein. Endlich war es mal wieder so richtig heiss! Da der Wind günstig stand, beschlossen wir dann, noch einmal etwas nordwärts an den Kleinen Belt heranzusegeln. Das Ziel war das Inselchen Aarö. Unterwegs passierten wir ausserordentlich viele grössere und kleinere Traditionssegler, die das herrliche Segeln mit achterlichem Wind genossen. Mit dabei war auch die Amphitrite, eine tolle klassische Segelyacht, dem Vernehmen nach die älteste noch segelnde Yacht Deutschlands, gebaut 1887. 

In Aarö wurden wir vom freundlich-bestimmten Hafenmeister ins Päckchen gelotst und konnten die kleine Insel ein Stück weit erkunden. Sehr weit kamen wir nicht, da das Thermometer an diesem Tag bestimmt auf über 30 Grad geklettert war und uns die Hitze ziemlich zusetzte - schliesslich lag die durchschnittliche Temperatur auf unserer Reise eher bei 18° als bei 28°. Zum Glück konnten wir uns bei einem Ostseeschwumm zum vorgelagerten Floss direkt neben dem Hafen ordentlich abkühlen.

Südwärts

Von Aarö aus segelten wir wieder südwärts in den Alssund hinein, wo uns wieder einmal mehr böiger Wind entgegenblies, als angekündigt war. Aber wir erreichten ohne Probleme Sönderborg, wo auch schon das königliche dänische Schiff Dannebrog lag. Offenbar war die Königin oder ein Teil ihrer Familie auf Ferienreise unterwegs. 

Sönderborg selbst hat am Hafen ein beeindruckendes Schloss und überraschte uns hinter der eher tristen Hafenkulisse mit einer grossen, hübschen und sehr belebten Fussgängerzone.

Obwohl unsere Pläne anders aussahen, wurde Sönderborg schliesslich unsere letzte Station in Dänemark. Während die kurzfristigen Wettervorhersagen gut waren, sah es mittelfristig mindestens unklar aus. Wir segelten von Sönderborg aus nach Kappeln an der schönen Schlei. An der Schleimündung bliesen uns kurzzeitig Böen über 38kn entgegen, aber in der Marina der Scalar-Werft fanden wir ein ruhiges Plätzchen, von dem aus das Zentrum von Kappeln in 10 Gehminuten gut erreichbar war.

Am Folgetag schnupperten wir schon einmal in die Kieler Bucht hinein - natürlich ordnungsgemäss um das Sperrgebiet nördlich vom Stollergrund herum. 

Wir fuhren nach Schilksee, wo Lu uns verliess und dafür Schwager und Neffe aus Berlin noch einmal zustiegen. Schilksee ist das deutsche Sport-Segel-Mekka – sozusagen. Das Olympiazentrum von 1972 beeindruckt durch seine Präsenz, aber eher nicht durch überragende Schönheit.

Nordwärts und zurück

Wie es weitergehen sollte, war unklar. Plan wäre gewesen, noch einmal in Richtung Dänische Südsee zu segeln, aber die Windvorhersagen waren sehr unklar. Zu viel Wind aus W, insbesondere mit starken Böen und nach den Erfahrungen der letzten Tage und Wochen mit noch stärkeren Böen als ohnehin angesagt. Teilweise hatten wir 10-12kn Wind mehr als an Spitzenwerten angekündigt gewesen wären. Also ging es zunächst noch einmal in die Schlei und in den gemütlichen Hafen von Maasholm. 


Dort warteten wir einen Tag ab und wollten dann nach Eckernförde. Aber der Wind liess das (aus unserer Sicht) nicht zu. Zu sehr kachelte es uns entgegen, so dass wir schon früh beschlossen, nach Damp abzubiegen. Die Entscheidung fiel uns nicht leicht, hatten wir doch beim Vorbeisegeln vor ein paar Tage gesagt, dass wir nie an so einem hässlichen Ort - mit düsteren, klobigen Wohnblöcken im Hintergrund – anlegen möchten. Nun aber war der Wind zu stark und Damp ein sicherer Hafen und gar nicht so schlimm wie befürchtet. Die Kinder fanden es sogar toll, dass man da so viel Unterhaltung bekam: Kinderdisko am Strand inklusive Entertainer, Burger und Pommes in Massen, Hallenbad und Sauna, Crèpes-fressende Möwen, Dingisegeln bei Starkwind, kaltes Ostseebad, Fussball am Strand, etc. pp.

Als der Wind endlich nachliess segelten wir mit viel Geduld und Musse bei knappen 8 kn Wind weiter südwärts nach Strande zum Eingang der Kieler Bucht. Für die 15 sm brauchten wir 6 Stunden – ein neuer Rekord in der Entdeckung der Langsamkeit. Strande ist geprägt von herrlichem Wetter, netten Restaurants, gut gekleideten Gästen und sportlichen Windsurfern. 

Ein wunderbarer Hafen für unseren letzten Abend. Die Jungs paddelten nochmals intensiv mit dem Dingi hin und her und genossen das Leben am Hafen.

Abschluss

Am nächsten Tag – dem letzten unserer Reise – briste es noch einmal auf. Mit schönem Segelwind aus Ost kreuzten wir noch 2-3 Mal an der Kieler Bucht entlang, sahen Schweinswale und hangelten uns dann auf Laboe zu. Nach dem obligatorischen Volltanken fanden wir auf Anhieb unseren Liegeplatz wieder und machten zum letzten Mal die Nr. 7 fest. Nonna und Nonno waren schon da. Sie übernahmen den Rücktransport unseres Gepäcks mit dem Auto. Es ging also ans Einpacken, Ausräumen und Putzen. Pünktlich um 16 Uhr gaben wir die Nr. 7 zurück und verabschiedeten uns etwas wehmütig von unserem schwimmenden Zuhause der letzten 13 Wochen.

Kurzbilanz

1473 Seemeilen: davon 800 nur unter Segel, ca. 100 unter Segel und Motor, den Rest unter Maschine.

58 Häfen: Laboe – Burgtiefe – Kühlungsborn – Hohe Düne – Kloster – Stralsund – Lauterbach – Sassnitz – Rönne – Tejn – Christiansö – Utklippan – Sandhamn – Kalmar – Stora Rör – Sandvik – Figeholm – Västervik – Fyrudden – Arkösund – Broken – Skansholmen – Rastaholm – Stockholm Wasahamn – Härsö – Utö – Öja – (Broken –) Mem – Brodtom – Berg – Motala – Forsvik – Töreboda – Sjötorp – Spiken – Vänersborg – Kungälv – Göteborg Lilla Bommen – Vinga – Skagen – Laesö Vesterö – Grenaa – Öer – Tunö – Kolby Kaas – Ballen – Kerteminde – Nyborg – Svendborg – Faaborg – Aarö – Sönderborg – Kappeln – Schilksee – Maasholm – Damp – Strande (– Laboe).

22 Inseln: Fehmarn – Hiddensee – Rügen – Bornholm – Christiansö – Frederiksö – Utklippan – Öland – Bla Jungfrun – Broken – Mörkö – Rastaholm – Härsö – Utö – Öja – (Broken –) Kallandsö (im Vänernsee) – Vinga – Laesö – Tunö – Samsö – Fünen – Aarö.

Sonntag, 17. Juli 2022

Ostseesegeln 2022 - Durch den Grossen Belt

Tunö

Die kleine Insel Tunö – ich schrieb es schon beim letzten Mal – gefiel uns auf Anhieb sehr gut. Wir blieben 3 Tage dort, um wieder einmal auf besseren Wind zu warten. Trotz Starkwind war das Wetter aber sehr schön und sommerlich. Auf einem kleinen Pfad kann man die Insel in etwa 2-3 Stunden einmal umrunden. Der Weg ist knapp 9 km lang und führt durch erstaunlich abwechslungsreiche Landschaften für eine so kleine Insel. Sandstrand gefolgt von sandiger steiler Abbruchküste, Felder von Wiesen und Brachland, dichte Eichenwälder, im Norden steinige Strände. Beim vorherrschenden westlichen Starkwind war die Westspitze mit Blick in Richtung Windpark und nach Aarhus besonders eindrücklich.


Im Hafen lagen wir neben einer 31-Fuss-Jeanneau, die Mikael und Anita mit ihren (fast erwachsenen) Kindern und dem Hund Luna gehört. Wir verstanden uns gut und tauschten verschiedene Gaben: Sie halfen uns mit Bargeld für Waschmaschine und Bauerhofstand (frische Erdbeeren und neue Kartoffeln!), wir versorgten sie mit Landstrom von der Hafenkarte und mit Pflastern gegen Anitas Rückenschmerzen…

Samsö

Bei eher schwachem Wind ging es dann gemütlich weiter südwärts zur Insel Samsö. Eigentlich wollten wir um die Südspitze herum und vielleicht sogar danach weit nach Norden. Aber der schwache Wind veranlasste uns, bereits nach 9sm in Kolby Kaas Station zu machen. 

Der ehemalige Fährhafen ist quasi verlassen und verwahrlost mehr oder weniger. Dänen, die wir darauf ansprachen, äusserten auch wenig Verständnis dafür, dass man da überhaupt hinfährt. Wenn man Ruhe sucht, ist es sicher eine gute Adresse. 

Hier buchten wir nach einigem Aufwand per App ein kleines Elektroauto, das allerdings nur für eine halbe Stunde frei war. Das reichte immerhin für eine Tour zum Leuchtturm auf der SO-Spitze der Insel und zurück.

Am nächsten Tag war Kontrastprogramm angesagt: Wir fuhren nach Ballen, dem Haupthafen der Insel. Als wir gegen Mittag ankamen, mussten wir bereits als vierte Reihe ins Päckchen. Der Hafen war bereits sehr voll, und er füllte sich bis am Abend noch erheblich mehr. Hier tobt offenbar das High Life in den dänischen Sommerferien. Und zudem war für die kommende Woche das Samsö-Festival angesagt. Wir genossen vor allem den leckeren geräucherten Fisch – Pfeffermakrele, Steinbutt, Lachs – mmmhhhh! Wir nutzten noch einmal die App und mieteten wieder ein E-Auto, dieses Mal für 2.5 Stunden. Das reichte bis an die geschützte flache Bucht im NW der Insel, ans Besser Rev und zum Hafen Langör. Die Sonne kündigte uns schon einmal den Starkwind der folgenden Tage an.

Ein sehr schöner Ausflug, bei dem wir die Insel wenigstens etwas kennenlernen konnten. Leider hatte sich schon zwei Tage zuvor herausgestellt, dass wir entgegen unserer Planung doch schon früher weiterfahren mussten. Wieder war starker Westwind angesagt, und das macht die Passage von Samsö in den Grossen Belt doch sehr ungemütlich. Das durften wir schon bei mittlerem Wind am nächsten Tag zur Genüge erfahren.

In den Grossen Belt

Da unsere Nachbarn (innenliegend) um 6 Uhr wegfahren wollten, wir ihnen also Platz machen mussten, schlossen wir uns kurzerhand mit der Aufbruchszeit an. Die beiden Boote, die noch aussen an unser Päckchen gekommen waren, machten es genauso. Der Morgen begann bei mässigem Wind und wenig Welle, aber beides steigerte sich, sobald wir den Schutz von Samsö verlassen hatten und über die offene Fläche auf den Grossen Belt zuhielten. Besonders um das mittendrin gelegene Flach herum kamen kräftige Wellen von der Seite herangerollt. Alles beruhigte sich wieder, als wir gegen 9:30 Uhr in die Abdeckung von Fünen segelten. Der Wind blieb kräftig, aber die Wellen liessen spürbar nach. Bereits am Mittag erreichten wir Kerteminde. Alles sah ein wenig anders aus, als die Karte vorgab. Ein Baggerschiff war unterwegs und viel Baubewegung war auf den Hafenmolen zu beobachten. Wir fuhren erst in den Kanal, wo aber der Baustellenlärm recht gross war. Daher beschlossen wir, doch in die Marine zu laufen. Nach einem geglückten Boxenmanöver mit viel Seitenwind lagen wir fest und begaben uns zur wohlverdienten Mittagsruhe, aus der wir prompt geweckt wurden, da offenbar während wir anlegten ein norwegischer Segler unsere (eigentlich grün gekennzeichnete) Box für vier Wochen reservierte und uns nun aus der Box vertreiben wollte. Die Hafenangestellte bestätigte dies leider, entschuldigte sich aber vielfach. Es war ihr peinlich, uns wieder wegschicken zu müssen, und sie gab uns sogar die Hafengebühr als Entschädigung zurück. Vielen Dank! Da sich der Hafen mittlerweile gefüllt hatte, ging es wieder in den Kanal – auf Empfehlung der Hafenmeisterin etwas weiter hinein, wo wir in der Tat gut lagen.  

Während wir im Hafen lagen, fielen viele (v.a. deutsche) Boote auf, die die Zeichen der Zeit (Baggerschiffe, gelbe Sperrtonnen vor der Südeinfahrt, fehlende Hafenmole, komische gelb-orange Bälle statt der Mole) nicht recht deuten konnten und prompt mit mehr (einige!) oder weniger Schwung vorwärts und/oder rückwärts auf die unter der Oberfläche liegenden Molenreste aufliefen. Möglicherweise haben wir einige weitere vor diesem Schicksal dadurch bewahrt, dass ich eine kurze Nachricht in der fb-Gruppe Ostseesegler postete.

Durch den Storebelt nach Nyborg

Am nächsten Morgen machten wir uns wieder auf den Weg und segelten bei halbem Wind zur Brücke über den Grossen Belt. Mit unseren 15.5 Metern Masthöhe passen wir gut unter der östlichen Durchfahrt (18m) durch. Grössere Schiffe fahren unter der Hängebrücke weiter westlich durch. 

Das wurde dann aber doch spannend, denn es sah bis zum letzten Moment nicht danach aus. Sicher auch eine Perspektivenfrage, da die Passage unter Eisenbahn und Autobahn hindurch ca. 50m lang ist. Aber Herzfrequenz und Blutdruck waren plötzlich bei allen sehr hoch…

Nach der überstandenen Brückenpassage mussten wir anluven und am Wind weitersegeln. Plötzlich wurde der Wind stärker und es ging nichts mehr. Gegenstrom bremste uns völlig aus. Wir beschlossen, die Fahrt zu verkürzen und direkt ins nahegelegene Nyborg weiterzufahren. Ein riesiger Hafen, reichlich voll, aber quasi nix los. Es schien, als sei die Stadt nach der Tour-de-France-Etappenankunft am 2. Juli in einen langen Erholungsschlaf gefallen. 

Wir blieben zwei Tage hier da weiterhin starker Westwind drohte und auch kam. Wir erwanderten uns die Stadt und ihre Umgebung. Besonders gefiel uns die Südspitze der vorgelagerten Halbinsel mit dem Leuchtturm und dem kleinen Vogelschutzgebiet.

Auf in die Südsee

Erst heute fuhren wir weiter nach Svendborg. Im Hafen von Nyborg tummelten sich derweil zwei Schweinswale. Wie angesagt hatten wir ca. 15kn Wind. Dazu waren Böen um 22kn angesagt. Nun ja. Statt Halbwind wurde es Amwind, statt 22er Böen kamen sie um die 30, teilweise um 35kn. Das schepperte ordentlich, und selbst bei kleinster Besegelung legte sich das Boot kräftig zur Seite. Immerhin gab es kaum Wellen dazu, da wir uns immer noch im Schutz von Fünen befinden.

Toll die Einfahrt nach Svendborg. Wir strebten den Stadthafen an, und prompt kam uns ein Hafenangestellter im gelben Motorboot entgegen, fragte nach Bootsgrösse und Aufenthaltsdauer, funkte kurz mit der Hafenchefin und wies uns dann einen Platz an. Zur Begrüssung gab es noch Lakritz für alle. Keinem von uns schmeckt es, aber trotzdem sehr nett. 

Die Stadt selbst ist hübsch. Bei unserem „Einkaufsbummel“ durch die Fussgängerzone fiel uns erstmals auf, dass ja Sonntag ist. Zum Abendspaziergang am Wasser entlang begrüsste uns noch der Svendborgsund-Delfin Yoda, der hier seit 3 Jahren lebt und die Besucher erfreut.