Tunö
Die kleine Insel
Tunö – ich schrieb es schon beim letzten Mal – gefiel uns auf Anhieb sehr gut.
Wir blieben 3 Tage dort, um wieder einmal auf besseren Wind zu warten. Trotz
Starkwind war das Wetter aber sehr schön und sommerlich. Auf einem kleinen Pfad
kann man die Insel in etwa 2-3 Stunden einmal umrunden. Der Weg ist knapp 9 km
lang und führt durch erstaunlich abwechslungsreiche Landschaften für eine so
kleine Insel. Sandstrand gefolgt von sandiger steiler Abbruchküste, Felder von
Wiesen und Brachland, dichte Eichenwälder, im Norden steinige Strände. Beim
vorherrschenden westlichen Starkwind war die Westspitze mit Blick in Richtung
Windpark und nach Aarhus besonders eindrücklich.
Im Hafen lagen
wir neben einer 31-Fuss-Jeanneau, die Mikael und Anita mit ihren (fast
erwachsenen) Kindern und dem Hund Luna gehört. Wir verstanden uns gut und
tauschten verschiedene Gaben: Sie halfen uns mit Bargeld für Waschmaschine und
Bauerhofstand (frische Erdbeeren und neue Kartoffeln!), wir versorgten sie mit
Landstrom von der Hafenkarte und mit Pflastern gegen Anitas Rückenschmerzen…
Samsö
Bei eher
schwachem Wind ging es dann gemütlich weiter südwärts zur Insel Samsö.
Eigentlich wollten wir um die Südspitze herum und vielleicht sogar danach weit
nach Norden. Aber der schwache Wind veranlasste uns, bereits nach 9sm in Kolby
Kaas Station zu machen.
Der ehemalige Fährhafen ist quasi verlassen und
verwahrlost mehr oder weniger. Dänen, die wir darauf ansprachen, äusserten auch
wenig Verständnis dafür, dass man da überhaupt hinfährt. Wenn man Ruhe sucht,
ist es sicher eine gute Adresse.
Hier buchten wir nach einigem Aufwand per App
ein kleines Elektroauto, das allerdings nur für eine halbe Stunde frei war. Das
reichte immerhin für eine Tour zum Leuchtturm auf der SO-Spitze der Insel und
zurück.
Am nächsten Tag
war Kontrastprogramm angesagt: Wir fuhren nach Ballen, dem Haupthafen der
Insel. Als wir gegen Mittag ankamen, mussten wir bereits als vierte Reihe ins
Päckchen. Der Hafen war bereits sehr voll, und er füllte sich bis am Abend noch
erheblich mehr. Hier tobt offenbar das High Life in den dänischen Sommerferien.
Und zudem war für die kommende Woche das Samsö-Festival angesagt. Wir genossen
vor allem den leckeren geräucherten Fisch – Pfeffermakrele, Steinbutt, Lachs –
mmmhhhh! Wir nutzten noch einmal die App und mieteten wieder ein E-Auto, dieses
Mal für 2.5 Stunden. Das reichte bis an die geschützte flache Bucht im NW der
Insel, ans Besser Rev und zum Hafen Langör. Die Sonne kündigte uns schon einmal den Starkwind der folgenden Tage an.
Ein sehr schöner Ausflug, bei dem
wir die Insel wenigstens etwas kennenlernen konnten. Leider hatte sich schon
zwei Tage zuvor herausgestellt, dass wir entgegen unserer Planung doch schon
früher weiterfahren mussten. Wieder war starker Westwind angesagt, und das
macht die Passage von Samsö in den Grossen Belt doch sehr ungemütlich. Das
durften wir schon bei mittlerem Wind am nächsten Tag zur Genüge erfahren.
In den Grossen
Belt
Da unsere
Nachbarn (innenliegend) um 6 Uhr wegfahren wollten, wir ihnen also Platz machen
mussten, schlossen wir uns kurzerhand mit der Aufbruchszeit an. Die beiden Boote,
die noch aussen an unser Päckchen gekommen waren, machten es genauso. Der
Morgen begann bei mässigem Wind und wenig Welle, aber beides steigerte sich,
sobald wir den Schutz von Samsö verlassen hatten und über die offene Fläche auf
den Grossen Belt zuhielten. Besonders um das mittendrin gelegene Flach herum
kamen kräftige Wellen von der Seite herangerollt. Alles beruhigte sich wieder,
als wir gegen 9:30 Uhr in die Abdeckung von Fünen segelten. Der Wind blieb
kräftig, aber die Wellen liessen spürbar nach. Bereits am Mittag erreichten wir
Kerteminde. Alles sah ein wenig anders aus, als die Karte vorgab. Ein
Baggerschiff war unterwegs und viel Baubewegung war auf den Hafenmolen zu
beobachten. Wir fuhren erst in den Kanal, wo aber der Baustellenlärm recht
gross war. Daher beschlossen wir, doch in die Marine zu laufen. Nach einem
geglückten Boxenmanöver mit viel Seitenwind lagen wir fest und begaben uns zur
wohlverdienten Mittagsruhe, aus der wir prompt geweckt wurden, da offenbar
während wir anlegten ein norwegischer Segler unsere (eigentlich grün
gekennzeichnete) Box für vier Wochen reservierte und uns nun aus der Box
vertreiben wollte. Die Hafenangestellte bestätigte dies leider, entschuldigte
sich aber vielfach. Es war ihr peinlich, uns wieder wegschicken zu müssen, und
sie gab uns sogar die Hafengebühr als Entschädigung zurück. Vielen Dank! Da
sich der Hafen mittlerweile gefüllt hatte, ging es wieder in den Kanal – auf Empfehlung
der Hafenmeisterin etwas weiter hinein, wo wir in der Tat gut lagen.
Während wir im
Hafen lagen, fielen viele (v.a. deutsche) Boote auf, die die Zeichen der Zeit
(Baggerschiffe, gelbe Sperrtonnen vor der Südeinfahrt, fehlende Hafenmole,
komische gelb-orange Bälle statt der Mole) nicht recht deuten konnten und
prompt mit mehr (einige!) oder weniger Schwung vorwärts und/oder rückwärts auf
die unter der Oberfläche liegenden Molenreste aufliefen. Möglicherweise haben
wir einige weitere vor diesem Schicksal dadurch bewahrt, dass ich eine kurze
Nachricht in der fb-Gruppe Ostseesegler postete.
Durch den
Storebelt nach Nyborg
Am nächsten
Morgen machten wir uns wieder auf den Weg und segelten bei halbem Wind zur
Brücke über den Grossen Belt. Mit unseren 15.5 Metern Masthöhe passen wir gut
unter der östlichen Durchfahrt (18m) durch. Grössere Schiffe fahren unter der Hängebrücke weiter westlich durch.
Das wurde dann aber doch spannend,
denn es sah bis zum letzten Moment nicht danach aus. Sicher auch eine
Perspektivenfrage, da die Passage unter Eisenbahn und Autobahn hindurch ca. 50m
lang ist. Aber Herzfrequenz und Blutdruck waren plötzlich bei allen sehr hoch…
Nach der
überstandenen Brückenpassage mussten wir anluven und am Wind weitersegeln. Plötzlich
wurde der Wind stärker und es ging nichts mehr. Gegenstrom bremste uns völlig
aus. Wir beschlossen, die Fahrt zu verkürzen und direkt ins nahegelegene Nyborg
weiterzufahren. Ein riesiger Hafen, reichlich voll, aber quasi nix los. Es schien,
als sei die Stadt nach der Tour-de-France-Etappenankunft am 2. Juli in einen
langen Erholungsschlaf gefallen.
Wir blieben zwei Tage hier da weiterhin
starker Westwind drohte und auch kam. Wir erwanderten uns die Stadt und ihre
Umgebung. Besonders gefiel uns die Südspitze der vorgelagerten Halbinsel mit
dem Leuchtturm und dem kleinen Vogelschutzgebiet.
Auf in die Südsee
Erst heute fuhren
wir weiter nach Svendborg. Im Hafen von Nyborg tummelten sich derweil zwei Schweinswale.
Wie angesagt hatten wir ca. 15kn Wind. Dazu waren Böen um 22kn angesagt. Nun
ja. Statt Halbwind wurde es Amwind, statt 22er Böen kamen sie um die 30,
teilweise um 35kn. Das schepperte ordentlich, und selbst bei kleinster Besegelung
legte sich das Boot kräftig zur Seite. Immerhin gab es kaum Wellen dazu, da wir
uns immer noch im Schutz von Fünen befinden.
Toll die Einfahrt nach Svendborg. Wir strebten den
Stadthafen an, und prompt kam uns ein Hafenangestellter im gelben Motorboot
entgegen, fragte nach Bootsgrösse und Aufenthaltsdauer, funkte kurz mit der
Hafenchefin und wies uns dann einen Platz an. Zur Begrüssung gab es noch
Lakritz für alle. Keinem von uns schmeckt es, aber trotzdem sehr nett.
Die Stadt
selbst ist hübsch. Bei unserem „Einkaufsbummel“ durch die Fussgängerzone fiel
uns erstmals auf, dass ja Sonntag ist. Zum Abendspaziergang am Wasser entlang
begrüsste uns noch der Svendborgsund-Delfin Yoda, der hier seit 3 Jahren lebt
und die Besucher erfreut.