Jungfernfahrt: Harlesiel nach Spiekeroog
Nun war es endlich soweit. Am Samstag, dem 12.7.2025, ging Cinna Nauka mit uns auf ihre Junfernfahrt unter ihrer neuen Identität. Alles war gut geplant: Ablegen in Harlesiel 12 Uhr. Aber verschiedene Umstände verzögerten unsere Abfahrt auf 13 Uhr. Nervös genug waren wir alle. Funktioniert alles? Sind Schiff und Crew wirklich seetüchtig?
Ablegen und Schleusen verliefen problemlos - da war unsere Erfahrung aus dem Götakanal 2022 Gold wert. (Wenn es Euch interessiert: Die Berichte dazu findet Ihr noch hier bei uns im Blog unter "Ostseesegeln 2022".)
Nach der Schleusung lag plötzlich das Wattenmeer vor uns und aus demselben kam uns ein Fährschiff entgegen. Kurz entschlossen fuhren wir noch vor dessen Anlegemanöver aus dem Hafen in die enge Fahrrinne nach draussen. Diese führt über ca. 2sm raus ins Wattenmeer. Das auflaufende Wasser der Flut sorgte für den einen oder anderen Spritzer Nordseewasser ins Gesicht. Hinter dem westlichen Steindamm kommen dann ein paar grüne Fahrwassertonnen, von denen aus man direkt übers Watt in Richtung Westen fahren kann. Das ganze Gebiet fällt bei Niedrigwasser trocken und sieht dann nicht so aus, also könnte dort ein Schiff fahren:
Jetzt aber war es ca. eine Stunde vor Hochwasser, und dann gibt es für Cinna Nauka mit ihrem Meter Tiefgang genug Wasser. Der Plan war also, bei Tonne H23 das Grossegel zu setzen und dann in Richtung Spiekeroog abzufallen. Aber das Segelsetzen hatten wir noch nicht getestet, und so waren doch vom Segelanschlagen einige Leinen noch nicht so, wie sie sein sollten. Sie mussten im Prozess noch entheddert werden. Dafür brauchten wir eine ganze Weile und konnten so erst bei Tonne H19 abfallen. Macht nichts, Cinna Nauka segelte mit halbem Wind wunderbar übers Watt ins Harlesieler Wattfahrwasser und in diesem weiter in Richtung Otzumer Balje und nach Spiekeroog.
Insbesondere nach der Überquerung des Wattenhochs wurde uns doch leichter ums Herz: Das mit der Gezeitenberechnung funktioniert tatsächlich. Wattfahren ist kein Hexenwerk. Die Wattfahrwasser sind gut mit sogenannten Pricken (Birkenstämmchen, die neben dem Fahrwasser im Sand stecken) markiert. Hat man das Wattenhoch überquert, wird das Wasser wieder tiefer, bald weicht der Prickenweg einem betonnten Fahrwasser, und um 15:15 - etwas vor meinem Plan - machten wir im Hafen von Spiekeroog fest. Im AIS-Programm sah die Route so aus:
Spiekeroog gefiel uns sehr gut - ein kurzer Spaziergang vom Hafen aus führt in den malerischen Ort mit vielen Cafés, Restaurants und natürlich auch einer Eisdiele. Auf der anderen Seite kommt bald schon ein idyllischer Dünenweg, der dann zum Nordstrand führt. Jetzt bei Niedrigwasser ist dieser schön breit. Und welche Überraschung: Zurück im Hafen war das Wasser weg, und Cinna Nauka steckte mit ihren zwei Kielen tief im Schlamm.
Zum Glück kommt das Wasser in regelmässigen Abständen zurück.
Motorsegeln: Spiekeroog nach Langeoog
Nach einem wunderschönen Morgen in Spiekeroog ...
ging es am Mittag - ca. anderthalb Stunden vor dem lokalen Hochwasser - wieder raus. nordöstliche Winde versprachen die Möglichkeit, bei nur achterlichem Wind einmal zu testen, ob und wie Cinna Nauka nur unter Genua segelt. Ergebnis: Bei so leichtem Wind geht das nicht, da braucht es das Grosssegel. Zusammen mit dem anfangs kräftigen, gegenläufigen Strom kamen wir unter Genua nicht vorwärts und hätten auch mit dem Gross dazu einige Mühe gehabt. So wurde ein Tag des Motorsegelns daraus: Den grössten Teil der Fahrt legten wir mit Genua und Maschine zurück und hatten uns dafür selbstverständlich vorschriftsgemäss gekennzeichnet - der schwarze Kegel, Spitze nach unten, über dem Vorschiff.
Beim Einbiegen ins Langeooger Wattfahrwasser passierten wir sehr nahe eine Seehundbank. Auch vor- und nachher sahen wir den einen oder anderen Seehund im Watt herumschwimmen.
Dann folgten wir recht eng dem gewundenen Prickenweg in Richtung Langeoog Hafen.
Zum Teil übernahmen Melanie und Benjamin die Pinne und trainierten das gefühlvolle Steuern des Schiffes.
Schon nach etwas über zwei Stunden erreichten wir die Insel Langeoog. Auch hier fällt der Hafen trocken, aber Cinna Nauka versank leider nicht aufrecht im Schlick, sondern nahm eine Schräglage an wie sonst nur beim Am-Wind-Segeln...
Hier sind wir jetzt, hatten nette Abendunterhaltung mit der Crew einer holländischen Westerly namens "Drift", und wollen morgen weiter nach Baltrum. Wir hoffen, dass es ein bisschen mehr Wind geben wird als die angesagten 2 Beaufort.