Sonntag, 13. Juli 2025

Cinna Nauka auf Tour - Und sie bewegt sich doch

 Jungfernfahrt: Harlesiel nach Spiekeroog

Nun war es endlich soweit. Am Samstag, dem 12.7.2025, ging Cinna Nauka mit uns auf ihre Junfernfahrt unter ihrer neuen Identität. Alles war gut geplant: Ablegen in Harlesiel 12 Uhr. Aber verschiedene Umstände verzögerten unsere Abfahrt auf 13 Uhr. Nervös genug waren wir alle. Funktioniert alles? Sind Schiff und Crew wirklich seetüchtig? 

Ablegen und Schleusen verliefen problemlos - da war unsere Erfahrung aus dem Götakanal 2022 Gold wert. (Wenn es Euch interessiert: Die Berichte dazu findet Ihr noch hier bei uns im Blog unter "Ostseesegeln 2022".) 

Nach der Schleusung lag plötzlich das Wattenmeer vor uns und aus demselben kam uns ein Fährschiff entgegen. Kurz entschlossen fuhren wir noch vor dessen Anlegemanöver aus dem Hafen in die enge Fahrrinne nach draussen. Diese führt über ca. 2sm raus ins Wattenmeer. Das auflaufende Wasser der Flut sorgte für den einen oder anderen Spritzer Nordseewasser ins Gesicht. Hinter dem westlichen Steindamm kommen dann ein paar grüne Fahrwassertonnen, von denen aus man direkt übers Watt in Richtung Westen fahren kann. Das ganze Gebiet fällt bei Niedrigwasser trocken und sieht dann nicht so aus, also könnte dort ein Schiff fahren: 

Jetzt aber war es ca. eine Stunde vor Hochwasser, und dann gibt es für Cinna Nauka mit ihrem Meter Tiefgang genug Wasser. Der Plan war also, bei Tonne H23 das Grossegel zu setzen und dann in Richtung Spiekeroog abzufallen. Aber das Segelsetzen hatten wir noch nicht getestet, und so waren doch vom Segelanschlagen einige Leinen noch nicht so, wie sie sein sollten. Sie mussten im Prozess noch entheddert werden. Dafür brauchten wir eine ganze Weile und konnten so erst bei Tonne H19 abfallen. Macht nichts, Cinna Nauka segelte mit halbem Wind wunderbar übers Watt ins Harlesieler Wattfahrwasser und in diesem weiter in Richtung Otzumer Balje und nach Spiekeroog.  

Insbesondere nach der Überquerung des Wattenhochs wurde uns doch leichter ums Herz: Das mit der Gezeitenberechnung funktioniert tatsächlich. Wattfahren ist kein Hexenwerk. Die Wattfahrwasser sind gut mit sogenannten Pricken (Birkenstämmchen, die neben dem Fahrwasser im Sand stecken) markiert. Hat man das Wattenhoch überquert, wird das Wasser wieder tiefer, bald weicht der Prickenweg einem betonnten Fahrwasser, und um 15:15 - etwas vor meinem Plan - machten wir im Hafen von Spiekeroog fest. Im AIS-Programm sah die Route so aus:

Spiekeroog gefiel uns sehr gut - ein kurzer Spaziergang vom Hafen aus führt in den malerischen Ort mit vielen Cafés, Restaurants und natürlich auch einer Eisdiele. Auf der anderen Seite kommt bald schon ein idyllischer Dünenweg, der dann zum Nordstrand führt. Jetzt bei Niedrigwasser ist dieser schön breit. Und welche Überraschung: Zurück im Hafen war das Wasser weg, und Cinna Nauka steckte mit ihren zwei Kielen tief im Schlamm. 

 Zum Glück kommt das Wasser in regelmässigen Abständen zurück.

Motorsegeln: Spiekeroog nach Langeoog

Nach einem wunderschönen Morgen in Spiekeroog ...

ging es am Mittag - ca. anderthalb Stunden vor dem lokalen Hochwasser - wieder raus. nordöstliche Winde versprachen die Möglichkeit, bei nur achterlichem Wind einmal zu testen, ob und wie Cinna Nauka nur unter Genua segelt. Ergebnis: Bei so leichtem Wind geht das nicht, da braucht es das Grosssegel. Zusammen mit dem anfangs kräftigen, gegenläufigen Strom kamen wir unter Genua nicht vorwärts und hätten auch mit dem Gross dazu einige Mühe gehabt. So wurde ein Tag des Motorsegelns daraus: Den grössten Teil der Fahrt legten wir mit Genua und Maschine zurück und hatten uns dafür selbstverständlich vorschriftsgemäss gekennzeichnet - der schwarze Kegel, Spitze nach unten, über dem Vorschiff.

Beim Einbiegen ins Langeooger Wattfahrwasser passierten wir sehr nahe eine Seehundbank. Auch vor- und nachher sahen wir den einen oder anderen Seehund im Watt herumschwimmen.

Dann folgten wir recht eng dem gewundenen Prickenweg in Richtung Langeoog Hafen.  

Zum Teil übernahmen Melanie und Benjamin die Pinne und trainierten das gefühlvolle Steuern des Schiffes.

Schon nach etwas über zwei Stunden erreichten wir die Insel Langeoog. Auch hier fällt der Hafen trocken, aber Cinna Nauka versank leider nicht aufrecht im Schlick, sondern nahm eine Schräglage an wie sonst nur beim Am-Wind-Segeln...

Hier sind wir jetzt, hatten nette Abendunterhaltung mit der Crew einer holländischen Westerly namens "Drift", und wollen morgen weiter nach Baltrum. Wir hoffen, dass es ein bisschen mehr Wind geben wird als die angesagten 2 Beaufort.



Freitag, 11. Juli 2025

CINNA NAUKA auf Tour - die letzten Vorbereitungen

 Seit 6. Juli sind Benjamin und ich nun bei Cinna Nauka und haben noch einmal eine Woche gearbeitet, gebastelt, gewerkelt und Baustellen beseitigt. Eine lange To-Do-Liste haben wir uns dafür vorgenommen. Aber wie immer geht erst einmal etwas schief und bringt den Plan durcheinander. Dieses Mal:

Wir haben am Sonntag den Wassertank gefüllt. Ich wunderte mich irgendwann, dass der nicht voll wurde - was man normalerweise daran erkennt, dass das Wasser beim Einfüllstutzen überläuft -, bis Benjamin Wasser im Schiff meldete. Der Inspektionsdeckel für den Wassertank war gebrochen und von den Vorbesitzern nur ungenügend repariert worden, sodass nun das Wasser dort auslief und nach den Vorschiffsmatratzen nun das Schiff füllte. Eine Pump- und Wischaktion später war das Schiff wieder trocken, die Matratzen brauchten dafür einen ganzen Tag. Der Inspektionsdeckel wurde etwas aufwändiger repariert, aber da muss früher oder später sicher ein neuer angefertigt werden. Jetzt hält es mal, aber wir füllen den Tank vorsichtshalber nicht bis zum oberen Rand.

Aber nun die To-Do-Liste: An der Elektrik war noch einiges zu tun. Jetzt haben wir ein paar USB-Steckdosen an Bord, die Batterien sind neu verkabelt und das Funkgerät mit AIS läuft jetzt (siehe unten...). 

Gleich am Montag war Benjamin einmal mit dem Bootsmannsstuhl im Mast und hat die Leine an der Backbord-Saling wieder eingefädelt, sodass wir jetzt ein vollständiges Set an Lazyjacks haben. Ihr erinnert Euch: ich hatte die Leine dummerweise an Himmelfahrt ausrauschen lassen. 

Dann haben wir einige Beschläge montiert: Fallenklemme und Winsch auf dem Kajütdach ...

... eine Klemme für die Rollleine des Vorsegels ...

... sowie Ringe für die Befestigung der Sicherungsleinen, an der wir uns befestigen und so sicher an Bord bewegen können.

Dann wurde die Achterkabine saniert und ein Stauplan ausgedacht. Nebenbei immer wieder Schiff putzen und Kleinigkeiten erledigen.

In Luzern hat Melanie in der Zwischenzeit schicke neue Namensschilder genäht, die an der Reling Platz finden. Seit gestern (11.7.) ist die Familie nun komplett an Bord.

Gestern bin ich dann noch einmal in den Mast gestiegen und habe dort ein zusätzliches Fall angebracht, die Windex repariert (und ein neues Problem dort verursacht) und die Topplaterne inspiziert.

Für diese Arbeiten mussten wir noch einmal zum Mastenkran fahren, der mich sicherer nach oben bringt als das eigene Rigg. Auf dem Weg zwischen Liegeplatz und Mastkran ist uns ein nerviges, aber sehr (!) lehrreiches Malheur passiert. Wir haben vergessen, vorher das Seeventil für die WC-Abpumpung zu schliessen (das war offen, weil wir auch die Toilette getestet und in Gang gesetzt haben). Das führte dazu, dass durch die Fahrt Wasser aus dem Hafen ins WC gezogen wurde und wieder einmal langsam das Schiff unter Wasser setzte. Zum Glück auf kurzer Fahrt im Hafen und nicht auf langer Fahrt draussen auf See. Wir haben wieder abgepumpt und gewischt. Es dauerte eine Weile, bis ich die Ursache gefunden hatte, aber dafür sind wir jetzt um eine sehr wichtige Erfahrung reicher geworden. Das wird uns sicher nicht noch einmal passieren.

Ab heute (12.7.) sind wir nun unterwegs, Abfahrt ist gegen 12 Uhr. Da wir ein AIS-Signal senden, könnt Ihr uns nun live verfolgen. AIS ist das Automatische IdentifikationsSystem für Schiffe. Es dient der Verhütung von Kollisionen. Grosse Schiffe und Berufsschiffe müssen das haben, wir können - und ich wollte das gerne auf meinem Schiff installieren.

In der App oder auf der Website "Marine Traffic" könnt Ihr nach Cinna Nauka suchen, dann sehr Ihr, wo wir gerade unterwegs sind.



Sonntag, 1. Juni 2025

CINNA NAUKA auf Tour - So langsam wird es

Freitag, 30.5.

Am Donnerstag war also Maststellen und die ersten 100m Fahrt mit dem Schiff. Am Abend stellten sich leider leichte Kopfschmerzen ein, was sich als ein Anflug von Seekrankheit herausstellte. Das nach längerer Abstinenz eher ungewohnte Schaukeln und die vielen kleinen Arbeiten - mehrheitlich kopfüber in den engen, dunklen, leicht muffigen Kellergewölben des Schiffs ("Bilge" genannt) - haben meinen Gleichgewichtssinn gehörig durcheinandergebracht. Der Freitag begann entsprechend träge und mit wenig Elan, aber das eine oder andere wurde doch auch am Vormittag fertig. Am Nachmittag brauchte ich schliesslich eine kleine Auszeit und ging auf Spaziergang in Richtung Ort und später in Richtung Meer. Einen Kaffee, ein Stück Kuchen und ein Stündchen Meer Gucken später ging es mir auch wieder besser.

Leider war der Wind jetzt sehr böig geworden, sodass ich mich nicht ans Segel anschlagen gewagt habe. Stattdessen habe ich das Funkgerät in Betrieb genommen und dabei peinlich genau darauf geachtet, meine Funknummer (MMSI) korrekt einzugeben. Das kann man nämlich nur einmal machen, und wenn man es falsch macht, dann muss man das für teures Geld beim Händler ändern lassen. Inzwischen funktioniert fast alles inklusive AIS-Empfang. Nur das AIS-Senden klappt noch nicht, weil ich dafür noch ein Zusatzgerät (einen Antennensplitter) brauche. 

Danach kam der Plotter (die Navi, sozusagen) an die Reihe, der mir erstmal meine Karten nicht anzeigen wollte, bis ich ein Software-Update via Hotspot gemacht hatte. Danach musste ich noch rausfinden, wie ich von den Basiskarten des Geräts zu den gekauften Karten auf der SD-Karte umschalten kann. Nach einigem Probieren und Rätselraten ging auch das. 

Am Abend reichte es sogar noch für einen Testlauf mit Dichtmittel für unseren Kork-Decksbelag. Ich denke, das wird sich lohnen, besonders, wenn die Cockpitwände alle auch noch einen neuen Anstrich bekommen haben - aber das dauert wohl noch etwas.


(Keine Sorge, die Flecken lassen sich leicht beseitigen!)

Samstag, 31.5.

Heute war der Tag der Segel. Das war die wichtigste Aufgabe, denn wenn mal die Segel aus dem Salon verschwunden sind, habe ich dann auch Platz für weitere Arbeiten unter Deck. Schliesslich spürte ich die Zeit schon wieder davonlaufen - am Sonntagmorgen muss ich zurück in die Schweiz. 

Also Segel auspacken und auf den Hafenmeister mit einer Lieferung vom Marineversand warten. Der kam gegen halb 10 und brachte das ersehnte Silikonspray - ein Schmier- und Gleitmittel - mit. Damit konnte ich nun die Mastrustscher am Grosssegel und die Nut für die Genua schmieren und vorbereiten. Dann hatte ich etwas Zeit, das ungewöhnliche System zum Anschlagen der Segel zu studieren. Es resultiert daraus, dass da früher mal ein Rollbaum war und dann auf ein Bindereffsystem gewechselt wurde. Ich musste also den Baum demontieren und auf Deck legen. Das Grosssegel wird davor auf dem Vorschiff deponiert.

Dann das Grosssegel von vorne her in die Nut am Baum einfädeln und nach hinten ziehen, schliesslich am Ende des Baums festbinden.



Nun kann vorn das Grossfall angeschlagen werden und Meter für Meter ziehe ich das Segel hoch, während die Mastrutscher eingefädelt werden. Zwischendurch ist Zeit, um die Reffleinen einzubinden. Gut, dass wir das in den Osterferien schon einmal ausführlich studiert hatten - so fiel es mir leicht.


Die rutschen dank Silikonspray ganz hervorragend. Zuletzt wird auch der Baum wieder am Mast befestigt und das Segel zusammengepackt.

Für die Genua (das grosse Vorsegel) hole ich mir dann doch Hilfe vom Stegnachbarn. Auch das läuft problemlos - zum Neid des Nachbarn, der mir von seinen Problemen mit dem Setzen seiner Genua berichtete. Innerhalb weniger Minuten war das Vorsegel am Schiff.


Einrollen - auch die Rollanlage funktioniert einwandfrei - Grosssegel einpacken, und schon sieht CINNA NAUKA aus wie ein richtiges Segelschiff: segelklar. Einzig den Baumniederholer hatte ich vergessen, aber der war am Nachmittag schnell nachmontiert.


Den Nachmittag und Abend schlug ich mir mit Näharbeiten an der Sprayhood um die Ohren. 


Da waren doch 4-5 Meter Nähte nachzunähen, und das dauerte. Aber die Sprayhood steht jetzt wieder von allein und sieht ganz okay aus. Schöner wird's hoffentlich im Sommer. 

Mit Maststellen, Segel Anschlagen, Sprayhood und einigen Innenarbeiten sind wir jetzt abfahrtbereit - auch wenn noch Vieles zu tun bleibt. Nichtsdestotrotz: Anfang Juli sind noch ein paar Arbeitstage geplant, und danach geht CINNA NAUKA spätestens am 10. Juli endgültig auf Tour. Ich werde berichten... 

Donnerstag, 29. Mai 2025

CINNA NAUKA auf Tour - Die erste Nacht an Bord

Nachdem in den Osterferien Vieles geklappt, aber am Schluss das Wasser gefehlt hatte, bin ich nun pünktlich zu Auffahrt (das Schweizer Wort für Christi Himmelfahrt) wieder in Harlesiel angekommen. Am Mittwoch Abend bin ich per Flug und Mietwagen nach Harlesiel gereist, wo der Hafenmeister und einige Helfer das Schiff am Nachmittag schon ins Wasser gesetzt und durch den Schlick ins Freie gezogen hatten. Dazu mussten sich 4 Leute auf den Bug von CINNA NAUKA stellen, damit sie sich etwas nach vorne neigt und weniger Widerstand im Schlick bot. 

Ich kam nach einigem Wirrwarr - Suche nach einem nach 22 Uhr noch offenen Supermarkt, Ausfahrt verpasst und Ehrenrunde durch den Jade-Weser-Port gedreht - gegen halb 12 nachts in Harlesiel an und fand Cinna Nauka am Steg neben dem Mastenkran. Kurzer Snack, Bugkoje hergerichtet und ab ins Bett. 

Am Himmelfahrtsmorgen habe ich bei gruseliger Schlagermusik vom gegenüberliegenden Ufer die Bilgenpumpe repariert und die extra mitgebrachten Nylon-Patches benutzt, um die Löcher in der Persenning fürs Grosssegel zuzukleben. Gegen 11:30 war es soweit: Hafenmeister Jens und ein anderer Bootseigner aus dem Hafen trabten an zum Maststellen. Zuerst waren aber noch einige vorbereitende Arbeiten an beiden Enden des Mastes nötig: Oben musste eine Lösung fürs Anbringen der UKW-Funkantenne her, unten musste die Halterung für den Mast neu eingepasst und verschraubt werden. Dazu wurde der Mast erstmal neben das Schiff auf den Steg gelegt.

Danach konnte der Mast mithilfe des Krans hochgezogen und mithilfe von Vor-, Baby- und Achterstag sowie von Ober- und Unterwanten befestigt werden. Leider hat sich dabei doch noch etwas vertüddelt - natürlich an der Mastspitze. Das hiess: Ich musste in den Bootsmannsstuhl - eine Art bequemes Klettergestell - und wurde einmal in die Mastspitze gehievt, um alles zu ordnen. Leider gibt es von alledem keine Fotos, weil wir alle Hände voll zu tun hatten und es ausserdem die ganze Zeit genieselt hat. 

Immerhin: Der Mast steht jetzt. Der Hafenmeister hat mir einen neuen Liegeplatz zugewiesen, und da bin ich dann reichlich nervös als "Jungfernfahrt" hingetuckert. Jetzt steht CINNA NAUKA in der Box, wo sie wohl bis Anfang Juli bleiben wird, wenn ich nicht am Samstag noch ein wenig durchs Hafenbecken tuckere, um ihre Fahreigenschaften zu testen und mein Vertrauen in sie zu stärken.


Morgen geht es daran, die Segel anzuschlagen, und nebenher gibt es noch eine erstaunlich lange To-Do-Liste, die in den kommenden zwei Tagen abgearbeitet werden möchte. Zum Glück ist das Wetter so, dass man morgen oder am Samstag sowieso nicht rausfahren will. Ich werde berichten, was weiter passiert.



Freitag, 2. Mai 2025

CINNA NAUKA auf Tour - Der Anfang

 Wir stellen vor: CINNA NAUKA, unsere Westerly Centaur 26

Im August 2024 habe ich - Frank - mich in einem Anflug von Unzurechnungsfähigkeit kurz dazu entschlossen, ein einigermassen günstiges und recht kleines Segelschiff zu kaufen. Es ist eine Westerly Centaur 26 aus den 1970er Jahren - eine englische Produktion aus der Zeit, als die GFK-Schiffe noch etwas Neues waren und daher mit sehr starkem Rumpf gebaut wurden. Hier ein paar Daten:

Westerly Centaur 26
Segelnummer CR 340
Baujahr 1972
Länge 8 m
Breite 2,65 m
Tiefgang ca. 1 m
Masthöhe ca. 12,50 m über Wasser inklusive UKW-Funkantenne
Besegelung aktuell: Gross mit 2 Reffreihen, Genua, Fock
Maschine: Beta Marine BD722 mit 20 PS

Aber es war von Anfang an klar, dass da Einiges an Arbeit hineingesteckt werden muss. Ein paar Kleinigkeiten habe ich mit Benjamin bei einem Kurzbesuch im November 2024 erledigt. Die wirklich wichtigen Dinge standen für die Osterferien 2025 an. Hier ein kurzer Zusammenschnitt der Arbeiten am Rumpf: Zuerst musste das alte rote Antifouling entfernt werden. Mit speziellen Abkratz-Geräten ging das einigermassen, war aber insgesamt die anstrengendste und nervigste Arbeit, zumal der rote Staub sich überall hin gesetzt hat. Deshalb: Schutzbrille, Atemmaske tragen... Dann das ganze Schiff anschleifen mit der Schleifmaschine anschleifen und neu streichen: Am Unterwasserschiff gibt es zwei Schichten 2-Komponenten-Epoxid-Grundierung (weiss) und danach zwei Schichten Copper Cruise-Antifouling (blau). Das Zeug ist ziemlich giftig - deshalb sieht man da auch bessere Atemmasken und die schicken blauen Maleranzüge. Überwasser gab es zunächst eine neue Schicht weiss, danach die beiden dunkelblauen Streifen. Leider haben wir am Anfang das falsche Abklebeband verwendet. Es liess sich kaum mehr vom Schiff lösen. Erst der Wechsel aufs andere - teurere - Band brachte für die späteren Arbeitsgänge Erleichterung. Die folgenden Bilder geben einen kleinen Eindruck von der Entwicklung des Projekts.







Am 26. April 2025 erhielt das Schiff seinen neuen Namen CINNA NAUKA (sprich nach Belieben "tsinna nauka" oder "tschinna nauka")

CINNA NAUKA kommt aus dem Telugu (చిన్న నౌక) und bedeutet "kleines Schiff". Uns scheint das ein zum Schiff passender und auch sonst angemessener Name: Schliesslich habe ich ja in Leipzig und später in Indien mal ein wenig Telugu gelernt.

Am Montag, 28.April sollte das Schiff ins Wasser. Nervosität und Vorfreude waren gross. CINNA NAUKA wurde mit dem Traktor zum Kranplatz gebracht...

... an den Kran gehängt ...

... und zu Wasser gelassen ...

... wo sie zur allgemeinen Überraschung statt zu schwimmen einfach stehen blieb. 

Es stellte sich heraus, dass man wenige Stunden zuvor für Bagger- und Spülarbeiten im Vorhafen durch die Schleuse knapp einen halben Meter Wasser aus dem inneren Hafen abgelassen hatte. Die fehlten jetzt, und so stand CINNA NAUKA auf ihren beiden Kielen fest im Schlick. Wir versuchten zwar, die Hoffnung am Leben zu halten, dass wir spätestens am Mittwoch rausfahren können, aber der Wasserspiegel wollte nicht steigen. An die geplante Abfahrt nach Hooksiel war nicht mehr zu denken. So fiel die schwere Entscheidung, CINNA NAUKA am Mittwoch wieder auszukranen. 

Jetzt steht sie im Trockenen und soll hoffentlich zu Himmelfahrt wieder ins Wasser, wo wir dann den Mast stellen, die Segel anschlagen, weitere Arbeiten durchführen und v.a. ein paar Probeschläge fahren können.

Was haben wir noch gemacht? Den Antirutschbelag an Deck in neuem Blau gestrichen, Kork auf die Cockpitbänke geklebt, einen kleinen Backskistendeckel im Cockpit eingebaut, das Ankergeschirr geprüft und 50cm rostige Ankerkette abgesägt, alle Fallen im Mast gewechselt, einen Radarreflektor angebracht, das Grosssegel und seine Reffmöglichkeiten studiert, einen grossen Motorservice durchführen lassen (vielen Dank, Jens!), viel im Schiff angestauten Müll beseitigt, ein wenig geputzt, mit den Innenrenovationsarbeiten begonnen (aber da ist noch viel zu tun). 

Bei der Gelegenheit auch noch einmal vielen Dank an die fleissigen Helfer vor Ort und die moralischen Unterstützer überall!

Bleibt dran, wir werden an dieser Stelle in Zukunft ausführlich von den Abenteuern mit CINNA NAUKA berichten. 

Donnerstag, 13. Juli 2023

Ostseesegeln 2023 - letzter Tag, nach Uusikaupunki

Weil Rauma uns etwas heikel erschien, beschlossen wir gestern Abend noch, stattdessen wieder südlich nach Uusikaupunki zu segeln. Heikel, weil nicht recht klar war, ob die Zufahrt nach Rauma für die moeck moeck mit ihren 2m Tiefgang tief genug ist. 

Die Entscheidung war goldrichtig. Es gab einen Amwind-Kurs, auf dem wir mit etwas navigatorischem Geschick wunderbar in die Schären vor Uusikaupunki kreuzen konnten. Dazu - wie es sich für diesen Kurs gehört - ordentlich Krängung = Schräglage des Schiffes.

Ich durfte mich ums Steuern und Navigieren kümmern. Das hat echt Spass gemacht. Danke für die Gelegenheit und das Vertrauen! Und natürlich für die tolle Woche in Finnland.
Jetzt sind wir hier in Uusikaupunki... 

...wo ich morgen abmustern werde, um in die Schweiz zurückzukehren. Die moeck moeck fährt weiter nach Süden, Ziel Aalandinseln und dann Stockholm. Ihre Abenteuer werden im bekannten Blog moeckmoecksegeln.blogspot.com weiter erzählt werden.


Mittwoch, 12. Juli 2023

Ostseesegeln 2023 - Isokari nach Kylmäpihlaja

Heute gibt es nicht allzu viel zu berichten. Am Morgen liessen wir Isokari im Süden hinter uns liegen.

Der Wind kam sehr schwach - selten über 4kn - meistens genau von hinten. Die vom Wetterbericht versprochene Drehung auf West blieb aus. Nur kurz hatten wir Gelegenheit zum Segeln. Der lange Schlag von 35.5 Seemeilen erfolgte also mehrheitlich (30sm) unter Maschine. So kann es kommen. Himmel und Meer wetteiferten im Blausein, das Wetter was super, nur viele Fliegen/Mücken nervten eim wenig. Jetzt liegen wir auf der nächsten wunderschönen Insel ganz aussen in den Schären vor Rauma, wo wir dann morgen hinwollen.