Premiere in Luzern und Gespräch mit Regisseur Wolfgang
Fischer
Im Stattkino Luzern
wurde heute (20.9.2018) die Schweiz-Premiere von Wolfgang Fischers «Styx»
gezeigt (Trailer).
Der Regisseur war dabei und stellte sich im Anschluss den Fragen von Noëmi
Landolt (WOZ) und dem Publikum.
Ein beeindruckender Film ist Wolfgang Fischer da gelungen,
dessen Plot schnell erzählt ist: Notfallärztin Rike macht sich von Gibraltar
aus auf den Weg zu ihrer tropischen Trauminsel 7 Grad südlich des Äquators im
Atlantik – allein, in einem 12 Meter langen Segelschiff. Einem freundlichen
Kontakt mit einem Handelsschiffskapitän verdankt sie eine Sturmwarnung. Sie
weiss was zu tun ist, übersteht den Sturm routiniert, wenn auch kräftig
durchgeschüttelt. Nach dem Sturm liegt unweit von ihr ein havariertes
Flüchtlingsschiff. Jetzt weiss sie nicht mehr, was zu tun ist. Entscheiden ist ebenso
unmöglich wie Handeln. Rike steckt in einem unauflöslichen Dilemma zwischen
ihrer menschlichen, ärztlichen und nautischen Pflicht, der Vernunft, die sagt,
dass sie allein in ihrem kleinen Boot kaum helfen kann, den harten aber wohl
auch irgendwie vernünftigen Anweisungen der Behörden und der scheinbaren
Indifferenz der Handelsschifffahrt.
«Was sie auch tut», sagt Wolfgang Fischer nach dem Film,
«ist gleichzeitig richtig und falsch». Auch wenn sie scheinbar nichts zu tun
scheint – reflektiert durch die Reaktionen des geretteten Flüchtlingsjungen,
der vielleicht Kingsley heisst –, bleibt sie doch wenigstens als Beobachterin,
als Zeugin vor Ort. Sie stellt sich dem Dilemma, aus dem es keinen Ausweg gibt.
Der Film zeigt stark die Emotionen, denen Rike ausgesetzt
ist und denen sie sich nicht entzieht. Noch stärker fast die Leistung von
Susanne Wolff, die das darzustellen vermag. Brilliant, dass das alles ohne
jeglichen Anflug von Pathos gelingt. Die Betroffenheit des Zuschauers wird
dadurch noch gesteigert. Die politische Botschaft, die der Regisseur nach
eigener Aussage vermitteln will, hat gute Chancen anzukommen.
Also: Mal wieder ins Programmkino gehen und Leute mitnehmen,
die dringend einen neuen Blick auf das Thema Flüchtlingskrise nötig haben!