Dienstag, 2. August 2022

Ostseesegeln 2022 - Einmal Südsee und zurück

Durch die Dänische Südsee

In Svendborg schloss sich uns für einige Tage Lu an. Mit ihr starteten wir zunächst gegen den Wind unter Motor westwärts aus dem Svendborgsund, bevor wir unter Segeln etwas abbiegen konnten. An grösseren und kleineren Südsee-Inseln vorbei ging es auf Lyö zu. Bereits kurz vor zwei kamen uns Segler aus der Hafeneinfahrt entgegen und signalisierten unmissverständlich, dass der Hafen bereits überfüllt ist. Nach einigem Hin- und Her segelten wir ein Stück zurück und wendeten uns dann nach Norden ins schöne Faaborg, wo wir im Stadthafen einen der letzten Plätze ergatterten. Neben uns lag eine nette deutsche Familie mit ihrer 25jährigen Tochter, die derzeit in Winterthur ein Praktikum absolviert und sich über den Schweizerdeutsch-Unterricht unserer Jungs freute.

In Faaborg legten wir – ausnahmsweise durch Flaute bedingt – einen faulen hochsommerlichen Hafentag mit Ostseebaden ein. Endlich war es mal wieder so richtig heiss! Da der Wind günstig stand, beschlossen wir dann, noch einmal etwas nordwärts an den Kleinen Belt heranzusegeln. Das Ziel war das Inselchen Aarö. Unterwegs passierten wir ausserordentlich viele grössere und kleinere Traditionssegler, die das herrliche Segeln mit achterlichem Wind genossen. Mit dabei war auch die Amphitrite, eine tolle klassische Segelyacht, dem Vernehmen nach die älteste noch segelnde Yacht Deutschlands, gebaut 1887. 

In Aarö wurden wir vom freundlich-bestimmten Hafenmeister ins Päckchen gelotst und konnten die kleine Insel ein Stück weit erkunden. Sehr weit kamen wir nicht, da das Thermometer an diesem Tag bestimmt auf über 30 Grad geklettert war und uns die Hitze ziemlich zusetzte - schliesslich lag die durchschnittliche Temperatur auf unserer Reise eher bei 18° als bei 28°. Zum Glück konnten wir uns bei einem Ostseeschwumm zum vorgelagerten Floss direkt neben dem Hafen ordentlich abkühlen.

Südwärts

Von Aarö aus segelten wir wieder südwärts in den Alssund hinein, wo uns wieder einmal mehr böiger Wind entgegenblies, als angekündigt war. Aber wir erreichten ohne Probleme Sönderborg, wo auch schon das königliche dänische Schiff Dannebrog lag. Offenbar war die Königin oder ein Teil ihrer Familie auf Ferienreise unterwegs. 

Sönderborg selbst hat am Hafen ein beeindruckendes Schloss und überraschte uns hinter der eher tristen Hafenkulisse mit einer grossen, hübschen und sehr belebten Fussgängerzone.

Obwohl unsere Pläne anders aussahen, wurde Sönderborg schliesslich unsere letzte Station in Dänemark. Während die kurzfristigen Wettervorhersagen gut waren, sah es mittelfristig mindestens unklar aus. Wir segelten von Sönderborg aus nach Kappeln an der schönen Schlei. An der Schleimündung bliesen uns kurzzeitig Böen über 38kn entgegen, aber in der Marina der Scalar-Werft fanden wir ein ruhiges Plätzchen, von dem aus das Zentrum von Kappeln in 10 Gehminuten gut erreichbar war.

Am Folgetag schnupperten wir schon einmal in die Kieler Bucht hinein - natürlich ordnungsgemäss um das Sperrgebiet nördlich vom Stollergrund herum. 

Wir fuhren nach Schilksee, wo Lu uns verliess und dafür Schwager und Neffe aus Berlin noch einmal zustiegen. Schilksee ist das deutsche Sport-Segel-Mekka – sozusagen. Das Olympiazentrum von 1972 beeindruckt durch seine Präsenz, aber eher nicht durch überragende Schönheit.

Nordwärts und zurück

Wie es weitergehen sollte, war unklar. Plan wäre gewesen, noch einmal in Richtung Dänische Südsee zu segeln, aber die Windvorhersagen waren sehr unklar. Zu viel Wind aus W, insbesondere mit starken Böen und nach den Erfahrungen der letzten Tage und Wochen mit noch stärkeren Böen als ohnehin angesagt. Teilweise hatten wir 10-12kn Wind mehr als an Spitzenwerten angekündigt gewesen wären. Also ging es zunächst noch einmal in die Schlei und in den gemütlichen Hafen von Maasholm. 


Dort warteten wir einen Tag ab und wollten dann nach Eckernförde. Aber der Wind liess das (aus unserer Sicht) nicht zu. Zu sehr kachelte es uns entgegen, so dass wir schon früh beschlossen, nach Damp abzubiegen. Die Entscheidung fiel uns nicht leicht, hatten wir doch beim Vorbeisegeln vor ein paar Tage gesagt, dass wir nie an so einem hässlichen Ort - mit düsteren, klobigen Wohnblöcken im Hintergrund – anlegen möchten. Nun aber war der Wind zu stark und Damp ein sicherer Hafen und gar nicht so schlimm wie befürchtet. Die Kinder fanden es sogar toll, dass man da so viel Unterhaltung bekam: Kinderdisko am Strand inklusive Entertainer, Burger und Pommes in Massen, Hallenbad und Sauna, Crèpes-fressende Möwen, Dingisegeln bei Starkwind, kaltes Ostseebad, Fussball am Strand, etc. pp.

Als der Wind endlich nachliess segelten wir mit viel Geduld und Musse bei knappen 8 kn Wind weiter südwärts nach Strande zum Eingang der Kieler Bucht. Für die 15 sm brauchten wir 6 Stunden – ein neuer Rekord in der Entdeckung der Langsamkeit. Strande ist geprägt von herrlichem Wetter, netten Restaurants, gut gekleideten Gästen und sportlichen Windsurfern. 

Ein wunderbarer Hafen für unseren letzten Abend. Die Jungs paddelten nochmals intensiv mit dem Dingi hin und her und genossen das Leben am Hafen.

Abschluss

Am nächsten Tag – dem letzten unserer Reise – briste es noch einmal auf. Mit schönem Segelwind aus Ost kreuzten wir noch 2-3 Mal an der Kieler Bucht entlang, sahen Schweinswale und hangelten uns dann auf Laboe zu. Nach dem obligatorischen Volltanken fanden wir auf Anhieb unseren Liegeplatz wieder und machten zum letzten Mal die Nr. 7 fest. Nonna und Nonno waren schon da. Sie übernahmen den Rücktransport unseres Gepäcks mit dem Auto. Es ging also ans Einpacken, Ausräumen und Putzen. Pünktlich um 16 Uhr gaben wir die Nr. 7 zurück und verabschiedeten uns etwas wehmütig von unserem schwimmenden Zuhause der letzten 13 Wochen.

Kurzbilanz

1473 Seemeilen: davon 800 nur unter Segel, ca. 100 unter Segel und Motor, den Rest unter Maschine.

58 Häfen: Laboe – Burgtiefe – Kühlungsborn – Hohe Düne – Kloster – Stralsund – Lauterbach – Sassnitz – Rönne – Tejn – Christiansö – Utklippan – Sandhamn – Kalmar – Stora Rör – Sandvik – Figeholm – Västervik – Fyrudden – Arkösund – Broken – Skansholmen – Rastaholm – Stockholm Wasahamn – Härsö – Utö – Öja – (Broken –) Mem – Brodtom – Berg – Motala – Forsvik – Töreboda – Sjötorp – Spiken – Vänersborg – Kungälv – Göteborg Lilla Bommen – Vinga – Skagen – Laesö Vesterö – Grenaa – Öer – Tunö – Kolby Kaas – Ballen – Kerteminde – Nyborg – Svendborg – Faaborg – Aarö – Sönderborg – Kappeln – Schilksee – Maasholm – Damp – Strande (– Laboe).

22 Inseln: Fehmarn – Hiddensee – Rügen – Bornholm – Christiansö – Frederiksö – Utklippan – Öland – Bla Jungfrun – Broken – Mörkö – Rastaholm – Härsö – Utö – Öja – (Broken –) Kallandsö (im Vänernsee) – Vinga – Laesö – Tunö – Samsö – Fünen – Aarö.