Es gab in den letzten Häfen kein oder nur eingeschränktes oder nur sehr schwaches WLAN. Deshalb mussten neue Reiseberichte warten. Nun aber geht es weiter.
Laesö
Wir flüchteten rechtzeitig vor dem Start des Skagen
Festivals aus Skagen und wollten bei mässigem NO-Wind entweder auf die Insel
Hirsholm oder – falls dort kein Platz wäre – nach Frederikshavn auf dem
dänischen Festland. Allerdings kam es anders als von Windfinder und Co vorhergesagt:
So hatten wir NW Wind der Stärke 6 mit 7er-Böen. Die Wellen waren erheblich,
konnten sie sich doch über Nordsee und Skagerrak bis hinein ins Kattegat aufbauen.
Wir schätzen 1.5m, teilweise etwas mehr, die von hinten in kurzen Abständen unter
uns durchrollten. Als es Zeit war, den Bug wieder landwärts zu richten, wollten
wir das gar nicht. Es hätte bedeutet, die Wellen voll auf die Seite zu kriegen.
Nach einem Blick auf die Karte und den Hafenplan beschlossen wir, direkt auf die
Insel Laesö zuzusteuern. So konnten wir einen Kurs mit Wind und Welle von
hinten fahren. Zudem konnte man im schlimmsten Fall ins Vorbecken des Hafens
segeln und erst dort die Segel bergen. Das blieb uns erspart, aber die Fahrt
wurde anstrengend, denn bei achterlicher Welle das Schiff auf Kurs zu halten,
erfordert doch recht viel Konzentration. Ab und an kommt eine Welle leicht
schräg und stört den Rhythmus, dann lehnte sich das Boot doch gewaltig zur
Seite.
Aber wir kommen gut in Vesterö an – eine doch recht grosse Marina mit allen (ausser Internet) Annehmlichkeiten. Am nächsten Morgen liehen wir uns ein kleines Elektroauto – witzigerweise stand «Nr. 6» auf dem Schlüssel
– und erkundeten einen Tag lang die Insel mit ihren abwechslungsreichen
Landschaften und ihrer spannenden Geschichte. Wir sahen die Dünen, Sandstrände
und Flachwasser im Süden und Osten, einen Seehund im Norden, die alte
Salzsiederei und seetang-gedeckte Häuser mittendrin und den Osthafen in Österby.
Nachtfahrt
Einen weiteren faulen Hafentag später fuhren wir bei angesagt schwachem aber sonst recht günstigem Wind und Sonnenschein südwärts. Das Ziel war Bönnerup, etwa 45sm südlich wieder am Festland gelegen. Dieses Mal war der Wind noch etwas schwächer als angesagt. Wir beschlossen dennoch zu segeln und das Unterwasser-Eisensegel ausgeschaltet zu lassen. So dümpelten wir mit 2kn entspannt unserem Ziel entgegen und erwogen die Optionen: (1) Asaa ansteuern, das erheblich näher liegt; (2) Motor an und nach Bönnerup oder (3) die günstige Wettervorhersage für die Nacht nutzen und weitersegeln durch die Nacht bis am nächsten Mittag in Ebeltoft. Wir entschieden uns für Option 3, da schliesslich ein so langer Törn nicht ohne eine Nachtfahrt sein kann, und wir so unser Portfolio der erledigten Dinge noch erweitern konnten. Alle freuten sich darauf und waren auch ein wenig angespannt.
Die Jungs angelten Makrelen zum Abendessen, der Sonnenuntergang im Nordwesten hinter uns zauberte wunderbare Bilder und es kehrte an Bord eine gespannte Ruhe ein. Gegen 23 Uhr drehte wie angekündigt der Wind auf Ost, was uns halben Wind südwärts bescherte. Nicht schnell, aber stetig wollten wir so bis am Morgen um 6 segeln. Statt 6 Uhr kam der vorhergesagte Winddreher auf Süd aber leider bereits um halb 2. Wir machten ein paar halbherzige Kreuzschläge und entschieden dann, doch den Hafen von Grenaa anzusteuern. Wir fuhren den Hafenlichtern entgegen, hangelten uns an den Leuchttonnen entlang und erreichten die Hafeneinfahrt gerade als es hell wurde und alle Lichter ausgeschaltet wurden. Ein tolles Gefühl, auch das unproblematisch geschafft zu haben.
Grenaa
Nach ausführlichem Schlaf in den Vormittag – in der Nacht
haben Melanie und ich doch eher nicht geschlafen – besuchten wir das direkt
neben dem Hafen gelegene Kattegat-Center, ein lohnendes Riesenaquarium mit
Fischen des Kattegats, Robben und einem Becken mit tropischen Haien. Toll und
die perfekte Beschäftigung für eine leicht übernächtigte Familie.
Am nächsten Tag einkaufen, Wäsche waschen, Hafen erkunden und das Wetter studieren.
Schlecht sieht es aus: Sehr viel Wind aus der falschen Richtung (W), dazu ab und an Regen. Das Panoramabild zeigt schon einmal den Unterschied zwischen geschütztem Hafenbecken und freier See bei etwa 6 Beaufort Wind.
Am Sonntagvormittag fällt nach langem Hin und Her die Entscheidung: Wir fahren noch los und wollen – ggf. auch mit Motor – noch etwas weiter südlich, von wo aus wir besser geschützt liegen und bessere Chancen haben, gegebenenfalls auch bei starkem Westwind noch etwas weiterzukommen. Dieses Mal ist uns Rasmus gnädig. Während Windfinder, Windy und wie sie alle heissen S-SO angeben, prophezeit der dänische Wetterdienst DMI Ostwind. Und den haben wir auch. Wir segeln bei schönem Wind und Wetter bis an die Südspitze von Djursland.
Dort sehen wir in etwa 6sm Entfernung ein schweres Gewitter durchziehen, bergen die Segel und laufen direkt in die Schleuse zum Hafen von Öer.
Öer
Diese Marina wurde in einer gefluteten Kiesgrube
eingerichtet. Weil ihr Wasserspiegel anderthalb Meter höher liegt als die Ostsee,
gibt es eine Schleuse. Aber das kennen wir ja schon. Der Hafen liegt inmitten
eines Feriendorfes, das auf den Inseln im Baggersee errichtet wurde. Um diese
Inseln herum liegen Stege, an denen die Gastboote festmachen. Es gibt v.a. für
die Jungs viel zu tun im Feriendorf – Minigolf, Riesentrampolin, Schwimmhalle,
Fussballplatz etc. – aber der Service für Gastsegler wäre ausbaufähig. Man
fühlt sich manchmal Teil des romantischen maritimen Ambientes – quasi Dekoration
– für die Feriendorfgäste. Aber wir verbringen hier dennoch schöne Tage, erdulden
den Starkwind und nutzen die Einrichtungen ausgiebig. Zudem besuchen wir mit
dem ÖV das nahegelegene Ebeltoft mit der zum Museum ausgebauten Fregatte
Jylland, wo die Jungs auch einmal unter Anleitung ein Hanfseil schlagen dürfen.
Zudem verbringen wir Zeit mit der Crew des Schweizer Schiffs «Sealion». Mit Ueli und Esther plaudern wir ausführlich über Schiffe, Fische, Segeln und mehr.
Wieder einige Tage später öffnet sich erneut ein Wetterfenster,
das uns erlaubt, nach Süden aufzubrechen. Wir segeln bei anfänglich fast 30kn
Wind, später deutlich weniger, die ganze Strecke von nur 16sm bis zur kleinen
Insel Tunö – gleich westlich neben Samsö gelegen. Hier gefällt es uns auf
Anhieb, wie bislang auf all den besonders kleinen, autofreien Inseln unserer
Reise. Aber davon beim nächsten Mal mehr.
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