Freitag, 30.5.
Am Donnerstag war also Maststellen und die ersten 100m Fahrt mit dem Schiff. Am Abend stellten sich leider leichte Kopfschmerzen ein, was sich als ein Anflug von Seekrankheit herausstellte. Das nach längerer Abstinenz eher ungewohnte Schaukeln und die vielen kleinen Arbeiten - mehrheitlich kopfüber in den engen, dunklen, leicht muffigen Kellergewölben des Schiffs ("Bilge" genannt) - haben meinen Gleichgewichtssinn gehörig durcheinandergebracht. Der Freitag begann entsprechend träge und mit wenig Elan, aber das eine oder andere wurde doch auch am Vormittag fertig. Am Nachmittag brauchte ich schliesslich eine kleine Auszeit und ging auf Spaziergang in Richtung Ort und später in Richtung Meer. Einen Kaffee, ein Stück Kuchen und ein Stündchen Meer Gucken später ging es mir auch wieder besser.
Leider war der Wind jetzt sehr böig geworden, sodass ich mich nicht ans Segel anschlagen gewagt habe. Stattdessen habe ich das Funkgerät in Betrieb genommen und dabei peinlich genau darauf geachtet, meine Funknummer (MMSI) korrekt einzugeben. Das kann man nämlich nur einmal machen, und wenn man es falsch macht, dann muss man das für teures Geld beim Händler ändern lassen. Inzwischen funktioniert fast alles inklusive AIS-Empfang. Nur das AIS-Senden klappt noch nicht, weil ich dafür noch ein Zusatzgerät (einen Antennensplitter) brauche.
Danach kam der Plotter (die Navi, sozusagen) an die Reihe, der mir erstmal meine Karten nicht anzeigen wollte, bis ich ein Software-Update via Hotspot gemacht hatte. Danach musste ich noch rausfinden, wie ich von den Basiskarten des Geräts zu den gekauften Karten auf der SD-Karte umschalten kann. Nach einigem Probieren und Rätselraten ging auch das.
Am Abend reichte es sogar noch für einen Testlauf mit Dichtmittel für unseren Kork-Decksbelag. Ich denke, das wird sich lohnen, besonders, wenn die Cockpitwände alle auch noch einen neuen Anstrich bekommen haben - aber das dauert wohl noch etwas.
Samstag, 31.5.
Heute war der Tag der Segel. Das war die wichtigste Aufgabe, denn wenn mal die Segel aus dem Salon verschwunden sind, habe ich dann auch Platz für weitere Arbeiten unter Deck. Schliesslich spürte ich die Zeit schon wieder davonlaufen - am Sonntagmorgen muss ich zurück in die Schweiz.
Also Segel auspacken und auf den Hafenmeister mit einer Lieferung vom Marineversand warten. Der kam gegen halb 10 und brachte das ersehnte Silikonspray - ein Schmier- und Gleitmittel - mit. Damit konnte ich nun die Mastrustscher am Grosssegel und die Nut für die Genua schmieren und vorbereiten. Dann hatte ich etwas Zeit, das ungewöhnliche System zum Anschlagen der Segel zu studieren. Es resultiert daraus, dass da früher mal ein Rollbaum war und dann auf ein Bindereffsystem gewechselt wurde. Ich musste also den Baum demontieren und auf Deck legen. Das Grosssegel wird davor auf dem Vorschiff deponiert.
Dann das Grosssegel von vorne her in die Nut am Baum einfädeln und nach hinten ziehen, schliesslich am Ende des Baums festbinden.