Zum höchsten Punkt im Kanal
Von Motala stand zunächst der grosse Schlag (17sm) über den Vätternsee an. Der Wind war nicht sonderlich günstig, so dass wir motoren mussten. Nach halber Strecke konnten wir wenigstens das Vorsegel zu Hilfe nehmen und hatten so nach einigen Tagen Pause wenigstens einmal wieder das Gefühl, auf einem Segelboot zu sein. Bei der westlichen Ausfahrt in Karlsborg wurde es schlagartig wieder eng.
Kleine Durchfahrten brachten uns durch wilde Wälder bis nach Forsvik, wo für den Folgetag die letzte Aufwärtsschleusung auf uns wartete. Diese brachte uns zum mit 92m höchsten Punkt des Götakanals, in den wildromantischen Vikensee. Besonders spannend war die Fahrt zwischen den alten Treidelmauern im See, über die noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein Schiffe von Hand durch die Kanäle gezogen wurden.
Der Wind blies uns kräftig entgegen. Für die Fahrt durch den See kein Problem, und auch in den Kanälen gut zu managen, solange man nicht vor einer Brücke oder Schleuse warten muss. Dann aber versetzt der Seitenwind das Boot gewaltig zur Seite. Eine gute Gelegenheit für verschiedene Manövrierübungen, um das Boot einigermassen an der Stelle und immer weit genug entfernt vom flachen und steinigen Kanalufer zu halten.
Nach der ersten flachen Abwärtsschleusung in Tatorp strebten wir unserem Etappenziel entgegen, dem kleinen Ort Töreboda, wo wir uns auch im Supermarkt wieder einmal verproviantieren konnten. Bei einem gemütlichen, aber recht windigen Grillplausch mit der Espiritu-Crew haben wir einen beachtlichen Teil des eben Eingekauften direkt wieder verzehrt. Einen spontanen Absacker gab es an diesem Abend bei Landsleuten aus der Schweiz.
Zur Ausschleusung
Die Strecke für den nächsten Tag war kurz: Töreboda - Sjötorp = 10sm. Dabei aber zahlreiche Schleusungen abwärts und viele Dreh-, Klapp- oder Rollbrücken. Das Abwärtsschleusen erwies sich als regelrecht erholsam gegenüber der Gegenrichtung. Wenn man schön langsam die Leinen nachgibt, stören einen weder Turbulenzen noch Strömungen in der Schleuse und es geht abwärts wie im Fahrstuhl. Inzwischen haben wir uns auch an die zahlreichen Zuschauer gewöhnt, die ungefragt filmen und fotografieren und Bilder von uns Segelstars irgendwo posten.
Nach einer ausgiebigen Mittagspause in Lyrestad war dann plötzlich der Wurm drin. Erst wollte die Ampel an der ohnehin dauergeöffneten Eisenbahnbrücke daselbst nicht auf grün schalten. Es dauerte eine Weile... Einen Kilometer weiter die nächste Rollbrücke blieb gleich ganz geschlossen. Nach 15 Minuten Manövrierübungen im Seitenwind legten wir am Wartesteg an und versuchten es etwas penetrant mehrfach mit der Gegensprechanlage. Erst nach mehr als 20 Minuten reagierte jemand und öffnete uns die Brücke. Nach mehreren Schleusen erreichten wir das obere Hafenbecken in Sjötorp, von dem aus wir aber durch eine weitere Doppelschleuse ins mittlere wollten. Vor uns fuhr ein anderes Boot in die Schleuse. Zwei Missverständnisse später war auch die Espiritu drin, neben der wir keinen Platz mehr hatten, und die Schleusenwärterin machte zu. Wir waren noch oben im Wartebereich. Erst nachdem die Espiritu ihr erklärt hatte, dass wir eigentlich auch mitwollten, versprach sie uns, dass wir danach auch noch runterfahren dürfen. Also drehten wir eine Viertelstunde lang Kreise im oberen Hafenbecken. Unten war dafür fast alles belegt. Aber mit den Freunden von der Espiritu war ohnehin abgemacht, dass wir bei ihnen im Päckchen anlegen würden - also kein Problem. Der Götakanal lag bis auf die letzte Schleuse in den Vänernsee hinter uns.
Am Morgen folgte dann die Ausschleusung, und es war halbwegs segelbarer Wind angesagt. Schon bald setzten wir die Segel und machten uns auf die lange Strecke durch den riesigen Vänernsee, wo es auch viele kleine Inseln, Schären und Leuchttürmchen gibt.
Zwischenzeitlich liess der Wind etwas nach, aber insgesamt freuten wir uns über die 10 Segelmeilen (von 32 insgesamt). Nun liegen wir im pittoresken Fischereihafen von Spiken, wo es viele kleine Läden und Fischrestaurants gibt und wo sogar ein eigenes lokales Bier gebraut wird. Fein.
Von hier aus geht es morgen weiter nach Vänersborg. Dort treffen wir wieder auf die Espiritu, mit der wir bereits die Fahrt durch den Götakanal gemeistert und sehr genossen haben. Dann geht es in zwei Tagen durch den Trollhätte-Kanal nach Göteborg und endlich auch wieder ins Meer. Bis dahin geniessen unsere Jungs den langen Sommerabend und erkunden das Schilflabyrinth im Hafen von Spiken im Dingi.
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