Sonntag, 15. Mai 2022

Ostseesegeln 2022 - Bornholm

Landurlaub

Nach der Ankunft in Rønne beschlossen wir, einige Tage dort zu bleiben. Einerseits, um die angekündigte dreitägige Starkwindphase abzuwarten, andererseits um die dänische Sonneninsel Bornholm kennenzulernen. Die Jungs hatten grosse Freude am Fussballplatz neben dem Hafen und verbrachten dort recht viel Zeit. Wir konnten währenddessen in Ruhe einkaufen gehen, Kaffee trinken und die hübsche Stadt erkunden. 


Für Freitag entschlossen wir uns zu einer Inselrundfahrt mit dem ÖV. Wir kauften Tageskarten und standen pünktlich kurz vor 9 Uhr am Busbahnhof. Aber der von uns erwählte Bus kam nicht. Erst eine Stunde später ging es mit einer anderen Linie los zur Burgruine Hammerhus.


Von hier wanderten wir nach Allinge und stiegen dort wieder in den Bus, um ins malerische Svaneke, an der Ostspitze der Insel gelegen, weiterzufahren. Dann ging es über die Südecke zurück nach Rønne. 

Die ganze Zeit über beobachteten wir die Wetterentwicklung - und die Sonnenuntergänge. 


Der Revierführer schrieb von "blankem Horror", der vor Rønne bei anhaltendem starkem Westwind ausbrechen könnte. Wir hatten Respekt davor. Für Sonntag waren noch Westwinde der Stärke 4-5 angesagt, für Montag schon wieder nur noch 1-2, zu wenig zum Segeln. Also beschlossen wir, bereits am Sonntag in Richtung Ostseite aufzubrechen.

Ein wilder Ritt

Am Sonntag um halb elf warfen wir in Rønne die Leinen los und verliessen den Hafen. Der Wetterbericht war nach wie vor in Ordnung: 4-5 Windstärken aus West, rückdrehend auf SW und schwächer, später wieder 4-5 aus West. Nach der Hafenausfahrt bis um das Riff herum wurde es etwas ruppig - auch wie erwartet. Doch dann nahm der Wind zu statt ab. Ab halb zwölf hatten wir konstante 6 Windstäken, kurz später konstante 7 mit durchschnittlich 29,5 Knoten, mindestens eine Böe erwischte ich auf dem (ausnahmsweise funktionierenden) Windmesser mit 34,2. Das ist Stärke 8 "stürmischer Wind". Wahrscheinlich gab es einige mehr solcher Böen. Das war unangenehm und ging allen an die Nieren. Recht grosse Wellen zogen unter uns durch, ich schätze die grössten auf ca. 2 bis 2,5m - aber das ist bekanntlich schwer zu sagen. Unangenehm war vor allem, dass sie unregelmässig und in Gruppen von 3-4 Wellen mit sehr kurzen Abständen kamen und dass Schiff kräftig zur Seite rollten. Wir packten dann doch neben den ohnehin obligatorischen Rettungswesten auch die Sicherheitsgurte aus. Später setzten wir ein Stück Fock zur Maschine und gewannen so etwas an Geschwindigkeit, Kontrolle und Stabilität. Ein Lob für die Nummer sieben: Sie liess sich trotz der harten Bedingungen gut auf Kurs halten.

Hinter Hammerodde, dem Nordkap von Bornholm, wurde die See deutlich ruhiger, da wir uns nun im Lee der Insel befanden. Das hiess allerdings noch nichts für den Wind, der blieb steif bis stürmisch, und das bis in den Hafen. Einem ersten Instinkt widerstrebend verliessen wir das grosse Becken und fuhren in ein kleines hinteres Hafenbecken, wo es eng zu- und herging. Es gab keine passenden Plätze, und einmal mehr mussten wir auf engem Raum gegen den Wind umdrehen. Es gelang, und nun fuhr ich schnell zurück ins grosse Becken II, um dort - wie anfangs gedacht aber verworfen - längsseits an die Kaimauer zu gehen, wo wir nun sehr ruhig liegen. 

Erst am Abend flaute der Wind ab und erlaubte sogar, an den im Hafen zur Verfügung stehenden Picknickbänken Abendbrot zu essen. 


Morgen fahren wir bei nun wohl wirklich eher schwachem und umlaufendem Wind zu den Erbseninseln, die wir von hier aus schon in 10sm Entfernung liegen sehen.



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