Sonntag, 22. Mai 2022

Ostseesegeln 2022 - Kalmar und weiter

Ruhetage in Kalmar

In Kalmar haben wir das erste Mal mit Heckboje angelegt. Man fährt langsam so an die Boje, dass jemand an der Seite des Schiffes einen Festmacher durch die Öse fädeln kann (oder man hat einen Bojenhaken, wir aber nicht). Mit Hilfe dieser Leine und der Boje kann man dann die Vorwärtsfahrt in Richtung Steg besser kontrollieren. Weiter geht es also bis dicht an den Steg. Dort steigt jemand über, fädelt die Vorleine durch den Ring, und schon ist man fest. Nur noch ein bisschen austarieren mit den Abständen und Leinenlängen, fertig. Das klappte fürs erste Mal recht gut, nur dass wir ausgerechnet eine zu kurze Achterleine parat hatten. Wir waren noch lange nicht am Steg, als Melanie rief, dass die Leine zu Ende ist. Also schnell mit zwei Palsteks eine zweite Leine rangeknüppert. Wenn's schnell gehen muss, geht das natürlich erstmal schief, aber im dritten Versuch kriege ich dann doch die zwei Knoten hin. 

Den Freitagvormittag verbrachten wir mit Einkäufen, Wäsche, Boatschooling und etwas Bootsputz. Am Nachmittag lag dann doch noch ein Spaziergang durch die pittoreske Stadt und ein wirklich fantastisch gutes Eis aus der Gelato Factory drin. 

Da die Museen schon geschlossen waren. Wir vertagten das einfach. 

Am Samstagmorgen (übrigens der erste Regentag unserer Reise) kam die Nachricht, dass unser Besuch schon am späten Vormittag eintreffen würde. Um 11 Uhr holten wir die beiden am Bahnhof ab. Nach dem Mittagessen ging es dann zu sechst in Richtung Länsmuseum. Hauptgegenstand dieses Museums ist die "Kronan", das Prachtschiff der schwedischen Marine im 17. Jahrhundert. Am 1. Juni 1676 brach sie in die Schlacht vor der Insel Öland auf, wo sie ohne Feindeinwirkung unterging: Man hatte wohl - weil sich die Offiziere nicht einig waren - zu viel Segel stehen lassen. Dann wurde bei schweren Wetterbedingungen seitens der anderen Schiffe eine Wende befohlen, und in der legte sich die Kronan weit zur Seite über. Da die Kanonen (ca. 120 Stück) nicht ausreichend gesichert waren, rollten die von der einen Seite erstmal quer durchs Schiff auf die andere, und dann explodierte noch aus ungeklärten Gründen das Pulverlager. Von 842 Mann an Bord kehrten nur 42 zurück. 

Das Museum erzählt die Geschichte sehr anschaulich und berichtet auch von der Erforschung und stückweisen Bergung der Kronan. Viele Fundstücke aus den verschiedenen Teilen des Schiffes lassen tiefe Einblicke in das Marine- und Seefahrerleben des 17. Jahrhunderts zu. 

Weiter nach Norden

Am 22. Mai warfen wir am Vormittag in Kalmar die Leinen wieder los. Ablegen von der Heckboje ist fast so schön wie anlegen: Einer gibt vorn langsam Lose in die Leine, während ein anderer die Heckleine dichtholt und das Boot so von Hand zur Boje zieht. Vorn los, hinten los, Rückwärtsgang einlegen, und weg ist man. Die Windvorhersage war eher schlecht, wenig Wind, und das genau von vorn. Kreuzen oder Motoren? Wir entschieden uns für ersteres und versuchten so viel wie möglich Höhe zu laufen, um den Kalmarsund in Richtung Norden verlassen zu können. Es ging langsam aber doch stetig voran. Da uns die Option, später doch noch motoren zu müssen, nicht recht gefallen wollte, beschlossen wir am Mittag, statt Borgholm einfach den kleinen Hafen Stora Rör auf der Insel Öland anzulaufen. Eine gute Entscheidung. Es ist ganz wunderbar friedlich hier. 


Ein Boot im Hafen hat allerdings den Winter nicht so gut überstanden.

Die Kinder haben die Angeln ausgepackt.

Und endlich kommt auch unser dazugemietetes Dingi zum Einsatz. Da es der erste Einsatz des Dingis überhaupt war, beschlossen wir, es auf den Namen "Nr. 7 1/2" zu taufen. 

Aufgepumpt war es schnell. Nur einer der beiden Riemen ("Ruder") musste erstmal repariert werden. 

Das mit den Reparaturen haben wir ja inzwischen ohnehin recht gut weg. Immer mal wieder gibt es was zu basteln. Am Donnerstag Morgen gab es im Schiff einen Knall, und ein verdattertes Kind schaute uns aus dem Salon an, in der Hand eine aufgepustete Rettungsweste. Diese Automatikwesten haben neben dem automatischen Wasserdruckauslöser (eben: wenn man ins Wasser fällt, soll sich das ja aufpusten) auch einen manuellen (falls man im Wasser ist und die Weste sich nicht aufgepustet hat). Der manuelle Auslöser ist eine kurze Kordel mit einem roten Knopf am Ende. Eben der hatte sich irgendwo in einem Ritz verklemmt, und beim Versuch, die Weste mit Schwung zu befreien, hatte es den erwähnten Knall gegeben. Im Bootszubehörladen in Kalmar erhielten wir eine Ersatzpatrone, und dann konnte ich mich ans Werk machen und die wieder abgelassene Weste zusammenfalten und in ihre ursprüngliche Form zurückbringen. Cool - auch das hätten wir also mal gemacht.

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