Trollhätte-Kanal
Von Spiken aus fuhren wir morgens weiter mit Ziel Vänersborg. Wir genossen die Fahrt durch den Schärengarten um Kallandsö.
Wie gewohnt war der Wind uns nicht gewogen. Kaum hatten wir die Schärenfahrwasser verlassen, blies er uns genau aus Richtung Vänersborg entgegen. Aufgrund der vor uns liegenden Entfernung von ca. 35sm und der Windstärke (6-7) war an Aufkreuzen nicht zu denken. Bei zeitweise viel hackiger Welle von vorn motorten wir nach Vänersborg, wo die letzte Etappe unseres Binnenabenteuers beginnen sollte. Hier startet der Trollhätte-Kanal und die Passage durch den Göta Älv nach Göteborg.
Der Trollhätte-Kanal ist ein anderes Kaliber als der Götakanal. Die Schleusen sind mehr als doppelt so gross und haben bis zu 12m Hub (bzw. in unserem Fall: Fall). Es geht tief hinunter zwischen die Mauern der Schleusen hinein.
Dazu kommt, dass man mit viel Wartezeit rechnen muss. Wir starteten bereits um 9 Uhr und wollten früh in die erste Schleuse. Nach der Ausfahrt warf ich einen kurzen prüfenden Blick zurück zur Brücke, hinter der der Vänernsee liegt. Siehe da: sie war offen und unter ihr zwängte sich ein 90m-Frachtschiff durch, das in den Kanal wollte. Die "Birthe Bres" hatte also Vorfahrt. Wir durften zwar hinter ihr durch die Brücke fahren, hinter der der Kanal beginnt, aber an der ersten Schleuse 3sm später mussten wir warten. Die dicke Birthe füllte die Schleuse komplett aus. Wie gross sie ist, zeigte uns der Kontrast zu dem Segelboot, das danach hochgeschleust wurde und das in der Schleuse ganz winzig aussah, bevor wir endlich nach 50 Minuten runter durften.
Bei der Stadt Trollhätte hat man den grössten Höhenunterschied zu überwinden. 4 Schleusen hintereinander bringen uns 33m bergab. Bei Ankunft oben fahren wir an den Wartesteg. Noch nicht richtig fest, kommt das Signal, dass das Tor bald geöffnet wird. Also wieder ablegen. Nach 15min Kreisen, ohne dass etwas passierte, legten wir wieder an. Noch nicht richtig fest, kommt das Signal, dass jetzt geöffnet wird. Wieder ablegen, in die Schleuse hinein. Dort liegen wir fest und warten aufs Schleusen, aber wieder passiert fast 20 Minuten lang nichts. Infos kommen auch nicht. Dafür tauchen bald hinter uns in der Schleuse zwei Segelboote auf. Eines davon die Espiritu, die in Vänersborg noch ausführlich mit Freunden gefrühstückt hatten und anderthalb Stunden nach uns losgefahren waren. Gemeinsam fuhren wir weiter bis vor die letzte Schleuse, wo Espiritu in den Hafen fuhr. Da dieser schon recht voll und wir aufgrund der verlorenen Zeit halbwegs frustriert waren, beschlossen wir, in den Abend hinein weiterzufahren. Es lohnte sich, denn wir erreichten den einsamen kleinen Steg unterhalb der Burgruine in Kungälv.
Erst am nächsten Tag ging es schliesslich durch die vor Göteborg sich ballenden Industriezonen in die zweitgrösste Stadt Schwedens. Im zentrumsnahen und daher teuren Hafen Lilla Bommen machten wir fest und besichtigten am Nachmittag die Stadt.
Endlich wieder Ostsee
Die Vorfreude aufs Meer war gross. So ging es schon früh am nächsten Morgen an Fähren, Kreuzfahrtschiffen und riesigen Containerschiffen vorbei aus dem gigantischen Hafen von Göteborg (der grösste in Nordeuropa) hinaus zwischen die kargen aber wunderschönen Schären vor Göteborg.
Ziel: Vinga, eine der ganz aussen gelegenen Schären. Die Insel ist klein, der Hafen winzig und tückisch. Zwischen zwei Inseln gelegen schiebt und dreht sich eine Strömung je nach Windrichtung westlich oder östlich durch den Hafen, die beim An- und Ablegen gemein sein kann. Als wir ankamen, war der Hafen schon proppevoll, aber man fand noch einen Platz im Päckchen und in zweiter Reihe von vorn.
Hier wurde das Mittsommerfest sehr ruhig begangen. Alle assen und grillten und waren freundlich, aber von wildem Besäufnis und Gesang bis in die Nacht keine Spur.
Übrigens wimmelte es hier von Quallen, die uns auch in den kommenden Tagen begleiten werden.
So machten wir uns denn nach einigen Erkundungen über Stromrichtung und Wassertiefe am Morgen um acht ans Ablegemanöver. Ich hatte alles richtig eingeschätzt und konnte den Strom nutzen, der uns rückwärts um die enge Kurve half und uns dann aus dem Hafen bugsierte. Sofort Segel setzen, und dann wieder aufs offene Meer hinaus. Wir hatten uns vorgenommen, das berühmte und berüchtigte Kattegat zu überqueren. Bei gutem Wind konnten wir zwei Drittel der Strecke segeln, danach drehte der Wind und nahm ab. Der Rest also unter Maschine. Aber auch das war bei dem Verkehrsaufkommen auf dem wichtigsten Ostseezugang für die ganz grossen Schiffe (etwas kleinere nutzen den NOK) schon aufregend genug. Schon weit vor Skagen sahen wir erneut zahlreiche Grossschiffe, aber es stellte sich heraus, dass die alle vor Anker lagen und uns nicht in die Quere kommen würden.
Im grossen Fischereihafen von Skagen liegt derweil eine grosse Flotte von Fischkuttern und Trawlern aus halb Europa. Entsprechend riecht es bei der Einfahrt. Wir finden einen Platz längsseits am Kai im zweiten Gästebecken.
Skagen
Vorm Frühstück am Sonntag eine Überraschung. Der Hafenmeister kommt und verkündet, dass man nicht mehr längsseits liegen darf, sondern sich auf Heckanker legen muss, weil sehr viele Boote erwartet werden. Erstaunlicherweise gelingt das Manöver auf Anhieb. Ich hoffe, wir bekommen den Anker später auch wieder frei. Also auf zum Tagesprogramm mit etwas Verspätung: Wir leihen Fahrräder aus und fahren zur Nordspitze - zum berüchtigten Skagens Rev, wo Kattegat und Skagerrak aufeinandertreffen, gut erkennbar an den gegeneinander laufenden Wellen.
Auf der Rückfahrt gewittert und giesst es kurz. Und als wir beim Boot ankamen, lag dieses um zwei Meter nach rechts versetzt mit einem anderen Nachbarn - einer 65-Fuss-Motor-Luxusyacht, die sich kurzerhand mit Hilfe des Hafenmeisters in unserer Abwesenheit mal Platz gemacht hat. Am Nachmittag nutzten wir die Velos noch für eine kurze Tour Richtung Süden und einen Grosseinkauf. Für die nächsten Tage wollen wir wieder auf kleinere und grössere Inseln fahren.